Ein besonderes Modell für Forstmaschinen
Der Forstbetrieb Schwyberg bewirtschaftet den Wald der Gemeinden Plaffeien und Plasselb. Dies mit Maschinen, die nicht dem Betrieb gehören, sondern den Mitarbeitenden und örtlichen Unternehmen. Betriebsleiter Peter Piller erklärt, wie das funktioniert.
Es brummt und knackt an diesem Vormittag im Wald am Nordhang des Schwybergs oberhalb von Plaffeien (FR). Eine Equipe des Forstbetriebs Schwyberg ist hier an der Arbeit. Sie hat im steilen Gelände einen mobilen Seilkran installiert. Zwei Arbeiter fällen Bäume und bereiten sie für den Transport vor. Ein weiterer Arbeiter steht oben am Hang. Per Funk dirigiert er den Laufwagen, der an einem Stahlseil hoch über dem Waldboden hängt, an die richtige Stelle, um einen Baumstamm daran fixieren zu können. Danach zieht der Laufwagen den Stamm den Hang hinunter zur Forststrasse. Hier übernimmt Stefan Raemy per Funk den Laufwagen. Er lässt den Stamm behutsam zu Boden, löst die Fixierung und schickt den Laufwagen wieder hinauf zu seinem Kollegen – alles per Knopfdruck.
«Die Forstarbeit in unserem Gebiet ist ohne Seilbahn kaum möglich», sagt Peter Piller, Betriebsleiter des Forstbetriebs Schwyberg. In diesem Teil der Freiburger Voralpen ist das Gelände nicht nur steil, der Boden ist auch sehr nass, schwere Maschinen kommen nicht in den Wald. Deshalb werden die Arbeiten von den befestigten Forststrassen aus ausgeführt. Die Seilbahn zieht das Holz durch Schneisen zu den Strassen.
Wald mit Schutzfunktion
Der Forstbetrieb Schwyberg bewirtschaftet die 728 Hektar Wald der beiden Gemeinden Plaffeien und Plasselb – zu 94 Prozent Schutzwald, wie Peter Piller erklärt. Der Wald schützt vor allem vor Murgängen und Überschwemmungen, indem er das Wasser zurückhält. «Die Schutzfunktion hat oberste Priorität», so Peter Piller. Weitere Funktionen umfassen die Holznutzung sowie die Förderung der Biodiversität – und der Wald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Wegen der so wichtigen Schutzfunktion werden in den Wäldern von Plaffeien und Plasselb keine flächigen Schläge vorgenommen, wie man sie zum Teil im Mittelland sieht. «Wir achten darauf, dass immer Wald da ist, unsere Eingriffe gering sind und wir nicht mehr Bäume rausnehmen als nötig ist.» Auf diese Weise habe es Bäume jeden Alters im Wald, und wenn ein Sturm einmal ein paar grössere Bäume fälle, seien bereits jüngere da, die nachkommen. Damit die jungen Bäume wachsen können und dafür genug Licht und Platz haben, ist es nötig, Holz zu schlagen. So wie das momentan geschieht – Schutzwaldpflege eben.
Maschinen gehören grösstenteils den Mitarbeitenden
Um seine Aufgaben erfüllen zu können, ist der Forstbetrieb Schwyberg auf einen modernen Maschinenpark angewiesen. Doch der Forstbetrieb selbst besitzt nur ein Raupenfahrzeug mit Seilwinde, einen Teleskoplader und einige Geländewagen. Die richtig grossen Maschinen gehören den Mitarbeitenden, zum Beispiel Vorarbeiter Stefan Raemy. Der Forstbetrieb mietet die bis zu 600 000 Franken teuren Maschinen von den Mitarbeitenden und örtlichen Unternehmen.
Stefan Raemy arbeitet seit der Gründung des Forstbetriebes Schwyberg 2008 für diesen, davor war er für den Forstbetrieb der Gemeinde Plaffeien tätig. Nach dem Sturm Lothar habe der Forstbetrieb in Plaffeien eine der Maschinen nicht mehr ersetzen wollen. «Mir war aber klar, dass wir eine Forstmaschine für unsere Arbeit brauchen. Also habe ich mich erkundigt, ob die Gemeinde die Maschine von mir mieten würde, wenn ich diese kaufe.» Dieses Modell hat funktioniert – und wird vom Forstbetrieb Schwyberg weitergeführt. «Der Forstbetrieb garantiert, dass die Maschinen im Betrieb eingesetzt werden können. So lohnt sich das für mich», sagt Stefan Raemy. Er kümmert sich auch um Unterhalt und Reparaturen, dies ist für den Forstbetrieb im Mietpreis inbegriffen. Peter Piller und Stefan Raemy betonen: Beide Seiten profitieren. «Dieses Modell funktioniert wahrscheinlich nicht überall, aber bei uns ist es so gewachsen und hat sich etabliert», sagt Peter Piller.
Er ist überzeugt, dass dadurch auch das Team profitiert und die Effizienz steigt. «Die Mitarbeitenden haben grosses Interesse, dass der Forstbetrieb gute Zahlen schreibt, und akquirieren auch selbst Aufträge.» Neben der Waldpflege für die beiden Gemeinden übernimmt der Forstbetrieb auch Holzereiarbeiten für private Waldbesitzer, leistet Spezialeinsätze am Fels, pflegt einen grossen Teil der Wanderwege der Gemeinde Plaffeien, ist spezialisiert auf das forstliche Bauwesen, verkauft Rundholz, Holzbrunnentröge, Sitzbänke und Weiteres. «Durch diese Diversifizierung sind wir nicht nur vom Holzpreis abhängig, und es bringt Abwechslung in unsere tägliche Arbeit», sagt Peter Piller.
Aufträge in der App
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist nicht nur ein moderner Maschinenpark nötig. Der Forstbetrieb Schwyberg setzt auch auf Digitalisierung. Die Aufträge werden in einer App erfasst, ebenso die Arbeitszeit. «Wir brauchen kaum noch Papier», sagt Peter Piller. In der App sind Arbeitsaufträge mit Notfallkonzept enthalten. «Wir haben den schönsten Beruf, er ist aber auch gefährlich. Die Arbeitssicherheit hat deshalb oberste Priorität», betont der Betriebsleiter. «Jede Gefahr, die wir sehen, eliminieren wir. Wenn das nicht möglich ist, führen wir die Arbeit nicht aus.» Die zunehmende Automatisierung habe vieles erleichtert. In der Führerkabine einer Maschine sei man geschützt, wenn es zum Beispiel darum gehe, Baumstämme zu stapeln.
Das zeigt Stefan Raemy an diesem Vormittag eindrücklich. Mit seinem Skidder mit Prozessorkopf verarbeitet er den Baum, der eben per Seilkran den Hang hinunterschwebte. Dieser wird entastet und in rund vier Meter lange Stücke geschnitten. Die verteilt Stefan Raemy auf verschiedene Stapel. Der grösste Teil des Holzes geht zu einer Sägerei, ein Teil wird zu Papier verarbeitet, und ein Teil gibt Energieholz – und Äste werden zu Haufen im Wald aufgeschichtet, wo kleine Säugetiere ein Zuhause finden. So wird auch die Biodiversität gefördert.
Forstbetrieb für die Pflege des Gemeindewaldes
Der Forstbetrieb Schwyberg wurde 2008 gegründet. Er ging aus den damaligen Forstbetrieben der Gemeinden Oberschrot, Plaffeien und Plasselb im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg hervor. Seither haben Plaffeien und Oberschrot fusioniert, heute bewirtschaftet der Forstbetrieb Schwyberg den Gemeindewald von Plaffeien und Plasselb und erfüllt weitere Aufgaben. Der Betrieb ist ein eigenständiges, gewinnorientiertes Unternehmen. Das oberste Organ ist die Delegiertenversammlung, die sich aus den Waldbesitzern, also Vertretern der Gemeinden, zusammensetzt, wobei keine der zwei Gemeinden eine Mehrheit besitzt. Die Betriebsleitung, vergleichbar mit einem Verwaltungsrat, besteht aus drei Mitgliedern, davon je ein Vertreter der Gemeinden Plasselb und Plaffeien. Ein grosser Teil des Betriebsgewinns fliesst zurück an die Waldbesitzer. Der Forstbetrieb beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeitende, davon mehrere in Teilzeit, und bildet Lernende aus.
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