Prisca Fransioli liefert immer weniger handgeschriebene Briefe aus.

Briefe, die noch vom Ende der Welt verschickt werden

11.08.2024
7-8 | 2024

Prisca Fransioli ist im Tessin für 17 Postboten in der Leventina zuständig und selbst als Pöstlerin im Bedrettotal unterwegs. Sie liefert immer mehr Pakete, fast keine Zeitungen mehr und ganz selten noch handgeschriebene Briefe.

Wenn viel Schnee fällt, wird das Bedrettotal wegen Lawinengefahr gesperrt. «Wenn ich nach ein paar Tagen durch den Schnee fahre und den Bewohnerinnen und Bewohnern die Post bringe, bin ich die erste Aussenstehende, die sie sehen», erklärt die 47-Jährige Prisca Fransioli. «Als Pöstlerin bringe ich immer mehr Pakete ins Tal, im Moment zum Beispiel viel Material für die Baustelle der neuen Gotthardröhre in Airolo.» Auch handgeschriebene Briefe kommen aus dem Tal. «Die Rekruten der Militärbasis in Airolo schreiben oft nach Hause.» Prisca ist im Dorf Dalpe in der Leventina aufgewachsen, wo sie auch heute noch wohnt und sich für das Dorfleben engagiert. «Jeden Morgen stehe ich um vier Uhr auf. Dann gehe ich früh ins Bett, sonst schaffe ich es nicht.» Neue Briefträger für diese Gegend zu finden, ist für Prisca nicht einfach. «Es ist ein körperlich anstrengender Job und auch ein sozialer, denn man muss die Leute kennen, das ist nicht etwas für jeden.»

«Wenn im Winter das Tal wegen Lawinengefahr schliesst, bin ich die einzige Kontaktperson für die Bewohnerinnen und Bewohner.»

Prisca Fransioli, Postbotin

Nora Hesse
Freie Mitarbeiterin