Wie Gemeinden ihre Lohnstruktur für den Arbeitsmarkt fit machen
Gemeinden und Städte stehen bei der Rekrutierung von Fachkräften vermehrt im direkten Wettbewerb mit anderen öffentlichen Institutionen und der Privatwirtschaft. Ein Gehaltsvergleich zeigt, ob die eigene Lohnstruktur konkurrenzfähig ist.
Der Anteil der Personalkosten in den Gemeinden beträgt in der Regel rund einen Viertel des Gesamtaufwandes. Gleichzeitig ist die Gewinnung von qualifiziertem Personal in den vergangenen Jahren im Spannungsfeld eines ausgetrockneten Arbeitsmarktes vor allem für kleine und mittlere Gemeinden schwierig geworden. Die Crux liegt darin, eine Lohnstruktur zu definieren, die einerseits mit Steuergeldern sorgsam umgeht und andererseits auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig ist.
Die Aargauer Gemeinde Muri mit 8400 Einwohnerinnen und Einwohnern kennt den Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Patrik Lang, Leiter Finanzen und stellvertretender Geschäftsleiter der Gemeinde, sagt, es sei eine Tatsache, dass die Arbeit im Verwaltungsapparat per se nicht für alle Fachkräfte erstrebenswert sei: «Verwaltungsangestellte stehen unter dem Druck der Politik. Gleichzeitig haben Gemeinden eine Vorbildfunktion, da wir mit Steuergeldern arbeiten. Das spricht nicht alle an.»
Attraktivität als Arbeitgeber
Für Gemeinden und Städte ist es daher umso wichtiger, sich als begehrenswerte Arbeitgeberinnen zu positionieren. Etwa indem ein erlaubendes Umfeld mit modernen Strukturen und Instrumenten geschaffen wird, Mitarbeitende mit spannenden Aufgaben und einem hohen Mass an Verantwortung und Kompetenz betraut werden, mit personellen Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen wird und durch eine zielorientierte Führung.
Die Gemeinde Muri hat alle diese Dimensionen im Blick: «Wir achten auf eine gute Ausstattung der Büros, auf zeitgemässe Arbeitsbedingungen und darauf, dass unsere Technik den neusten Standards entspricht», sagt Patrik Lang. Die Gemeinde habe ein Auge auf aktuelle Entwicklungen und beobachte, was sich jüngere Generationen von ihrem Arbeitgeber wünschten. Der Leiter Finanzen nennt hier etwa eine ausgewogene Work-Life-Balance als Beispiel.
Eine verhältnismässige und transparente Lohnstruktur dient letztlich den Bürgerinnen und Bürgern. Sie profitieren von qualifiziertem Fachpersonal in der Verwaltung.
Ein fundiertes Gehaltssystem
Neben diesen weichen Faktoren sind konkurrenzfähige Löhne ein wichtiges Kriterium für potenzielle Mitarbeitende. Die Basis eines fundierten und legitimierten Gehaltssystems ist neben der Anforderungs- Erfahrungs- und Leistungsgerechtigkeit auch die Marktgerechtigkeit. Muri wollte herausfinden, wie die eigene Lohnstruktur im Vergleich mit anderen Gemeinden dasteht. Deshalb hat sich die Gemeinde an der Studie «Gehaltsvergleich für Gemeinden und Städte» beteiligt. BDO hat diese Erhebung 2021 bereits zum siebten Mal durchgeführt. 253 Gemeinden und Städte haben daran teilgenommen.
Im Vergleich mit der letzten Erhebung von 2018 gibt es über alle Gehälter eine leichte Steigerung von 0.55 Prozent. Der Landesindex der Konsumentenpreise ist im gleichen Zeitraum (Januar 2018 bis Januar 2021) lediglich um 0.2 Prozentpunkte gestiegen. Die «Überflieger» 2021 sind Leiterinnen und Leiter Forst (+5.06 Prozent), Betriebsangestellte (+4.80 Prozent), Leiterinnen und Leiter Sicherheit (+4.74 Prozent) sowie Leiterinnen und Leiter Steuern (+4.31 Prozent). Die grösste Reduktion hinsichtlich der Löhne zeigt sich mit -4.46 Prozent bei Polizistinnen und Polizisten, gefolgt von handwerklich-wissenschaftlichen Angestellten (-3.61 Prozent).
Vergleich mit anderen Gemeinden
Die Gemeinde Muri hat sich für eine Spezialauswertung der Gehaltsstudie entschieden. Damit hat sie Zugriff auf ein Tool, mit dem die Daten nach Kanton, Gemeinde- und Verwaltungsgrösse, Geschlecht, Altersgruppe und Ausbildungsstufe eingegrenzt werden können. So kann die Gemeinde ihre eigene Lohnstruktur sachlich vergleichen und beurteilen. «Wenn wir eine Stelle ausschreiben, können wir nun überprüfen, ob unsere Lohn-Leitplanken gemäss Erfahrung, Alter und gesuchter Ausbildung im Vergleich mit anderen Gemeinden in der Umgebung attraktiv sind», sagt Patrik Lang zu den Beweggründen für die Beteiligung an der Auswertung.
Für die Aargauer Gemeinde ist im Wettbewerb um Fachkräfte etwa relevant, dass sie an die Kantone Zürich und Zug angrenzt. «Dort sind die Löhne in der Regel höher», sagt der Finanzleiter. Mit dem Gehaltvergleich könne die Gemeinde nun prüfen, wo es sinnvoll sei, einen Schritt auf potenzielle Mitarbeitende zuzugehen.
Für die Bürgerinnen und Bürger
Wichtig ist für die Gemeinde Muri auch der Blick nach innen. Die Daten für die Erhebung zu sammeln sei definitiv ein Aufwand gewesen, der sich gelohnt habe, findet der Leiter Finanzen: «Es ist wichtig, dass die Löhne zwischen den einzelnen Abteilungen vergleichbar und transparent sind.» Letztlich diene eine verhältnismässige Lohnstruktur den Bürgerinnen und Bürgern: «Sie profitieren von qualifiziertem Fachpersonal in der Verwaltung.»
Gehaltsvergleich für Gemeinden und Städte
Der Gehaltsvergleich wurde von BDO bereits zum siebten Mal durchgeführt. Mit 8'600 Nennungen von 253 Gemeinden und Städten ist der Vergleich breit abgestützt. Als Grundlage des Vergleichs wurden die Gehaltsdaten für 12 Fach- und 17 Führungsfunktionen mit maximal 4 Kompetenzstufen erhoben. Die Standardauswertung erhalten alle Gemeinden, die sich am Vergleich beteiligt haben, kostenlos. Die zusätzliche Spezialauswertung ermöglicht die Eingrenzung der Grunddaten nach Kanton, Gemeinde- und Verwaltungsgrösse, Geschlecht, Altersgruppe und Ausbildungsstufe. Ebenso zeigt die Spezialauswertung die eigenen Nennungen im Vergleich zur Grundgesamtheit.
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