Verzicht auf weihnachtlichen Lichterglanz
In vielen Gemeinden fällt die Weihnachtsbeleuchtung dieses Jahr teilweise oder ganz aus. Die Behörden wollen damit angesichts der Energiemangellage ein Zeichen setzen.
Worb (BE) ist seit 2005 zertifizierte Energiestadt und hat nach eigenen Angaben auf diesem Weg «sehr grosse Fortschritte bezüglich Energiesparmassnahmen und einer nachhaltigen Energieversorgung» gemacht, zum Beispiel mit PV-Anlagen auf fünf Dächern von Schulhäusern und Kindergärten sowie dem Anschluss von vier Schulhäusern ans Fernwärmenetz. Energiesparmassnehmen konnten laut Gemeinderat Adrian Hauser unter anderem bei der Umrüstung der Strassen- und Gebäudebeleuchtung auf LED erzielt werden. Aufgrund der befürchteten Energiemangellage hat der Gemeinderat der 11 566-Einwohner-Kommune verschiedene Energiesparmassnahmen im öffentlichen Raum beschlossen; dazu zählt auch der Verzicht auf die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung.
Wenig Reaktionen
Konkret bedeutet dieser Entscheid für Worb: keine leuchtenden Sterne an den Strassenlampen, keine Weihnachtsbäume mit Lichterketten im öffentlichen Bereich während der Advents- und Weihnachtszeit. «Wir haben uns für diesen Weg entschieden, weil wir als Gemeinde gegenüber der Bevölkerung wie auch dem Gewerbe unsere Vorbildfunktion wahrnehmen wollen», begründet Adrian Hauser diesen Schritt. Für den Gemeinderat habe diese Massnahme eher Signalcharakter, denn die Einsparungen durch den Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung dürfte – so Adrian Hauser – wohl nicht allzu gross sein. Bisher seien keine Rückmeldungen vonseiten der Bevölkerung oder des Gewerbes eingetroffen. «Wir sind überzeugt, dass die Leute die Massnahmen nachvollziehen können.»
«Wir sind überzeugt, dass die Leute die Massnahmen nachvollziehen können.»
Auch im aargauischen Oftringen verzichtet der Gemeinderat dieses Jahr auf gut 120 Adventssterne entlang der Hauptachsen, wie Gemeindeammann Hanspeter Schläfli berichtet. Dafür werden die Weihnachtsbäume auch dieses Jahr geschmückt und mit einer LED-Lichterkette versehen. «Grundsätzlich ist ein solcher Verzicht schade, aber es ist auch ein Zeichen der Zeit, in schwierigen Situationen entsprechende Massnahmen anzuordnen und ein Zeichen zu setzen», begründet Hanspeter Schläfli den Entscheid.
Später anfangen, früher aufhören
Wie in Worb, Oftringen und manch anderen Gemeinden und Städten geht es auch in Sursee (LU) der Weihnachtsbeleuchtung an den Kragen. Allerdings soll im Städtchen am Sempachersee nicht ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichtet werden, wie Erich Felber, Leiter Bereich Digitales und Projekte und Vorsitzender der IG «Soorser Wiehnacht», informiert. Das heisst: Die Beleuchtung wird an gewissen Orten reduziert und weniger lang brennen als bisher. So erstrahlten die Lichter in der Altstadt erst ab dem 24. November; normalerweise wurden die Strassen von Sursee bereits ab dem 17. November weihnachtlich beleuchtet. Statt erst am 12. Januar wird die Weihnachtsbeleuchtung schon am Dreikönigstag ausgeschaltet und demontiert. Entlang der Bahnhofstrasse wird auf die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr verzichtet.
Kreative Lösungen
Während die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt von Sursee brennt, wird die normale Strassenbeleuchtung ausgeschaltet. Die Leistung der LED-Leuchtmittel wurden von 15 auf 0,7 Watt reduziert. Ganz verzichtet wird laut Erich Felber auf die Einzelbeleuchtung von Bäumen sowie auf Lichtervorhänge an Gebäuden. Dafür werden die Weihnachtsbäume beim Rathaus und an der Bahnhofstrasse festlich dekoriert. Beim Rathaus wird der Baum durch Schulkinder geschmückt. Eine kreative Lösung konnte auch für die Aktion «Altstadt im Lichterglanz» gefunden werden: Der Quartierverein und die IG der Altstadtgeschäfte schmücken und beleuchten die Gassen mit Kerzen und Laternen.
«Wir wollen mit diesen Massnahmen ein Zeichen setzen und einen kleinen Beitrag zum Energiesparen leisten.»
Ein Zeichen setzen
«Wir wollen mit diesen Massnahmen ein Zeichen setzen und einen kleinen Beitrag zum Energiesparen leisten», sagt Erich Felber. Er sei sich bewusst, dass diese Massnahmen nur einen marginalen Einfluss auf den Stromverbrauch hätten. Das Echo aus der Bevölkerung sei bisher verhalten ausgefallen. «Neben einigen negativen Reaktionen ist die Haltung der Bevölkerung zu diesem Thema grundsätzlich positiv», stellt Erich Felber fest.
«Das Sparpotenzial ist überschaubar»
Wie beurteilt Jörg Haller, Leiter öffentliche Beleuchtung/Smart City, bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) den diesjährigen Trend, auf Weihnachtsbeleuchtungen im öffentlichen Raum zu verzichten?
Viele Schweizer Gemeinden und Städte verzichten dieses Jahr teilweise oder ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung, um Strom zu sparen. Was halten Sie von dieser Massnahme?
Jörg Haller: Einerseits sind wir alle aufgefordert, Energie zu sparen; anderseits gehört die Weihnachtsbeleuchtung zu unserer Kultur und sorgt für eine emotionale Atmosphäre. Es geht um einen massvollen Einsatz, nicht zuletzt auch um der Reduktion unerwünschter Lichtimmissionen Rechnung zu tragen.
Wie hoch schätzen Sie das Sparpotenzial ein, wenn die Weihnachtsbeleuchtung teilweise oder gar ganz heruntergefahren wird?
Im Verhältnis zum ganzen Energieverbrauch ist das Sparpotenzial bei der Weihnachtsbeleuchtung überschaubar, vor allem wenn LED-Leuchtmittel verwendet werden.
Ganz darauf verzichten oder zeitlich begrenzen? Was bringt aus Ihrer Sicht mehr?
Wir plädieren für einen gesunden Kompromiss: zeitlich begrenzen, aber nicht verbieten. Die Weihnachtsbeleuchtung hat im Vergleich zur öffentlichen Beleuchtung keine Sicherheitsfunktion, sorgt aber bei vielen Menschen für ein Wohlgefühl, wenn sie in sinnvollem Mass eingesetzt wird.
Welche Unterschiede gibt es bei den Leuchtsystemen für die Weihnachtsbeleuchtung? Gibt es auch sparsame LED-Leuchtmittel, die nur wenig Strom verbrauchen?
Ja, es gibt sehr sparsame LED-Weihnachtsbeleuchtungen. Das Risiko besteht aber, dass durch den sparsamen Verbrauch in der Summe viel mehr oder länger Licht brennt, was zu einem «Rebound-Effekt» führt. Das bedeutet, dass die ursprünglichen Einsparungen aufgehoben werden.
Winter-Energiespar-Initiative des Bundes
Der Bund hat Ende August die Winter-Energiespar-Initiative lanciert. Sie soll Privatpersonen, aber auch Institutionen und Unternehmen motivieren, keine Energie zu verschwenden. Als Teil der Energiespar-Alliance anerkennt der Schweizerische Gemeindeverband die drohende Strommangellage als ernstes Problem und unterstützt die Anstrengungen zur Senkung des Energieverbrauchs. Die Energiespar-Alliance vereint Organisationen, welche die Bemühungen für die Versorgungssicherheit im Winter unterstützen, indem sie freiwillig Massnahmen ergreifen, um Energie effizienter und sparsamer zu nutzen. Auch die Gemeinden sind gefordert. Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der die «Schweizer Gemeinde» Best-Practice-Beispiele von Gemeinden vorstellt, die Initiativen zum nachhaltigen Umgang mit Energie lanciert haben.