Der Bahnhof Wohlen ist für die Region ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.

Verkehrsknoten schaffen Mehrwert für Gemeinden als regionale Zentren

21.10.2021
10 | 2021

Bund, Kantone, Städte und Gemeinden bündeln ihre Ressourcen, um die kombinierte Mobilität zu fördern und attraktive Verkehrsdrehscheiben zu gestalten. Diese Absicht haben sie am 9. September in der «Erklärung von Emmenbrücke» verbrieft.

Im Rahmen des Programms «Verkehrsdrehscheiben» arbeiten die drei staatlichen Ebenen enger zusammen: Der Bund schafft die notwendigen fachlichen Grundlagen zur Förderung von Verkehrsdrehscheiben, insbesondere im Sachplan Verkehr, Teil Programm. Er richtet seine Instrumente wie die Agglomerationsprogramme und strategischen Entwicklungsprogramme für Nationalstrasse und Schiene verstärkt auf die Belange von Verkehrsdrehscheiben aus. Die Kantone, Agglomerationen, Städte und Gemeinden kümmern sich in Zusammenarbeit mit dem Bund um die Ausarbeitung räumlich abgestimmter Konzepte und um die  Umsetzung von beispielhaften Projekten.

Knotenpunkt Wohlen (AG)

Der Bahnhof Wohlen ist eines dieser beispielhaften Projekte in der Deutschschweiz. Wohlen ist ein

Regionalzentrum und erlebte, zusammen mit den umliegenden Gemeinden, in den letzten Jahren einen grossen

Entwicklungsschub. Gemäss dem kantonalen Richtplan ist Wohlen auch wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung. Die Gemeinde ist somit ein wichtiger Ort der wirtschaftlichen

Entwicklung in einer eher ländlichen Umgebung. Der Bahnhof Wohlen verbindet das nationale Bahnnetz mit der regionalen AVA-Bahn (früher Bremgarten-Dietikon-Bahn) sowie mit dem regionalen und lokalen Busnetz. Er ist gemäss Richtplan des Kantons Aargau Knotenpunkt des übergeordneten Verkehrsnetzes, insbesondere für die kantonalen Entwicklungsachsen Lenzburg-Wohlen-Muri und Wohlen-Bremgarten-Dietikon. Der Bahnhof Wohlen wird in Zukunft wohl noch an Bedeutung gewinnen: Das Strategische Entwicklungsprogramm (STEP) Bahninfrastruktur des Bundes sieht Kapazitätserhöhungen für den Güterverkehr und eine Taktverdichtung auf den Achsen Lenzburg-Wohlen und Muri-Othmarsingen vor.

Elemente der Verkehrsdrehscheibe Wohlen

Der Ausbau der Verkehrsdrehscheibe erfolgt in zwei Etappen: Von 2018 bis 2021 wurde der Bahnhofplatz umgestaltet und ein neuer Bushof realisiert.

Mit der zweiten Etappe wird das Umsteigen weiter erleichtert, was Anpassungen im Perronbereich nötig macht. Das Trassee der AVA wird verschoben und ins SBB-Gleisfeld integriert. Gleichzeitig ist am Gemeinschaftsperron eine zusätzliche Perronkante für die Züge der SBB vorgesehen. Dafür ist die Aufhebung des Freiverlads für den Güterverkehr sowie der Abbruch eines Güterschuppens nötig. Diese Arbeiten sollen bis Ende 2027 abgeschlossen

sein, die bahnbezogenen Anpassungen dauern etwa bis 2035. Die Bevölkerung konnte ihre Vorstellungen durch partizipative Prozesse einbringen. Dass dies ein wichtiger Schritt für einen erfolgreichen Planungsprozess ist, zeigt sich auch in den Entscheiden zur Finanzierung: Dem Finanzierungsantrag der Gemeinde stimmten 2018 knapp 80 Prozent der Bevölkerung zu, 2019 folgten die positiven Finanzbeschlüsse des Kantons für den Bushof und die P+R-Anlage.

Mehrwerte der Verkehrsdrehscheibe Wohlen

• Gut ausgebautes ÖV-Angebot: zahlreiche Postauto- und Buslinien, AVA, S-Bahn

• P+R-Anlage, Veloparkplätze, Car-Sharing-Angebot und Taxis direkt am Bahnhof

• Neuer, grosszügiger Bushof direkt neben dem Bahnhofsgebäude bündelt die Haltestellen

• Sehr gute Verbindung zwischen der P+R-Anlage und den Gleisen sowie dem Bushof

• Der als attraktive Begegnungszone und übersichtliche Freifläche gestaltete Bahnhofplatz wertet den Ort städtebaulich auf und vermittelt Sicherheit

• Die neue Personenunterführung West entlastet die bestehende Unterführung und verkürzt die Umsteigewege zum Bushof

• Effizientes Umsteigen dank kurzen und direkten Wegen zwischen Buskanten, AVA-Bahn und S-Bahn

• Zusätzlich vereinfachtes Umsteigen zwischen S-Bahn und AVA mit dem geplanten Gemeinschaftsperron

• Zur Vermeidung unerwünschter Effekte sind unterstützende Massnahmen in Planung: Der vom Kanton genehmigte kommunale Gesamtplan Verkehr sieht ein Parkierungskonzept und bei grösseren Bauvorhaben Mobilitätskonzepte vor.

Der Knotenpunkt von Emmenbrücke

In der Agglomeration Luzern bilden der Bahnhof und der Bushub von Emmenbrücke einen wichtigen ÖV-Knotenpunkt. Ihr städtebauliches Umfeld wird derzeit vollständig transformiert. Zusammen mit der Viscosistadt, dem Seetalplatz, Ibach und Teilen von Reussbühl gehört das Areal rund um den Bahnhof zum Planungsgebiet des Entwicklungsschwerpunkts Luzern Nord. Hier entsteht ein neues Regionalzentrum mit zahlreichen zusätzlichen Arbeitsplätzen, Wohnungen und Studienplätzen. Damit dieses stark wachsende Gebiet für die Zukunft gerüstet ist, wird die Verkehrsdrehscheibe Emmenbrücke mittel- bis langfristig weiter ausgebaut. Die Verkehrsdrehscheibe soll Emmenbrücke mit seinen neuen Quartieren und Nutzungen optimal an das Zentrum von Luzern anbinden. Auch das Umsteigen vom Auto, Velo oder den Überlandlinien (Zubringerlinien) auf den Bahnverkehr und den

städtischen Nahverkehr soll einfacher werden. Die Personenunterführungen wurden bereits verbreitert und attraktiver gestaltet. Aktuell wird der Mittelperron hindernisfrei umgebaut. Seit 2019 sind der Bushub am Seetalplatz mit gedeckten Wartehallen und das Rapid-Bus-System in Betrieb. Letzteres wird kurzbis mittelfristig weiter ausgebaut. Zusätzliche organisatorische, bauliche und betriebliche Verbesserungen des Busbetriebs sind

geplant, ebenso die Etablierung eines Verkehrsmanagements. Die bestehende P+R-Anlage mit rund 30 Plätzen wird nicht vergrössert. Das Car- und Bike-Sharing-Angebot wird mit E-Trottinets ergänzt und die Anzahl Veloabstellplätze erhöht. Zudem sieht die Verkehrsplanung eine Veloschnellroute vor, die über den Bahnhof verläuft. Sie soll von Emmen nach Horw und Kriens führen, wobei die Innenstadt von Luzern an ihrem westlichen Rand erschlossen wird. Für den Fuss- und Veloverkehr werden sichere Verbindungen vom Bahnhof zum Bushub und in die Quartiere realisiert.

Mehrwerte der Verkehrsdrehscheibe Emmenbrücke

• Gut ausgebautes ÖV-Angebot, verschiedene Buslinien

• RegioExpress, P+R-Angebot, Veloabstellplätze, Sharing-Angebote sowie Taxis direkt am Bahnhof

• Eigentrassierung am Seetalplatz ermöglicht ungehindertes An- und Wegfahren der Busse am neuen Bushub

• Zugang zum Bushub ist klar ersichtlich, seine einladende Freiraumgestaltung erleichtert die Orientierung

• Effizientes Umsteigen möglich dank ziemlich kurzen und direkten Wegen zwischen Buskanten und Bahn

• Am Bahnhof und im Umfeld hohes Potenzial für das Entstehen von neuen Dienstleistungsangeboten

• Städtebauliche und freiräumliche Gestaltung verspricht Aufwertung

• Sichere Verbindungen für den Fuss- und Veloverkehr vom Bahnhof zum Bushub und in die Quartiere

• Unterstützende Massnahmen wie ein Parkraum- und Verkehrsmanagement helfen dabei, unerwünschte Effekte zu vermeiden

 

Weitere gelungene Beispiele sind in der Westschweiz die neuen Haltestellen des Léman Express in der Agglomeration Genf oder im Tessin die Bahn- und Bushöfe von Bellinzona.

Die «Erklärung von Emmenbrücke»

Städtische und ländliche Räume besser vernetzen und Pendlerinnen den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr und Sharing-Angebote erleichtern: Dafür sollen Verkehrsdrehscheiben sorgen. Bund, Kantone und Gemeinden wollen diese fördern. Aus diesem Grund unterzeichnen die Akteure am 9. September 2021 in Emmenbrücke (LU)  in Anwesenheit von Umweltministerin Simonetta Sommaruga die «Erklärung von Emmenbrücke». Darin bekräftigten die drei Staatsebenen ihre Absicht, ihre Ressourcen zu bündeln, Wissen auszutauschen und attraktive Leuchtturmprojekte voranzubringen.

Denn rund 20 Prozent der Pendlerinnen und Pendler kommen aus dem Umland von Agglomerationen, wie das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) festhält. Weil diese Gebiete weniger besiedelt seien, könne im öffentlichen Verkehr keine hohe Taktdichte angeboten werden. Deshalb benutzten die Reisenden für ihren Arbeitsweg oft ihr eigenes Auto. Dadurch seien aber die Agglomerationen zunehmend überfordert, das städtische Strassennetz werde immer mehr belastet. Aus diesem Grund müssten die ländlichen und die städtischen Räume besser vernetzt werden.

Um diese kombinierte Mobilität schweizweit zu fördern, hatte Sommaruga bereits im letzten Jahr das Programm «Verkehrsdrehscheiben» ins Leben gerufen. «Bund, Kantone, Gemeinden und Städte wollen heute zeigen, dass es zusammen besser geht», betonte Hannes Germann, Schaffhauser Ständerat und Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV), in seiner Ansprache. Für eine optimale Abstimmung benötigte es aktive und verantwortungsbewusste Standortgemeinden wie Wohlen und Emmenbrücke. Es benötige aber auch eine Unterstützung von Kanton und Bund, die sich an der Planung und an der Finanzierung beteiligten. Germann: «So kann ein Mehrwert für die Gemeinde als regionales Zentrum, für die Nachbargemeinden und somit für die ganze Region geschaffen werden.» sda/red

Informationen:

www.are.admin/verkehrsdrehscheiben