«Tageskarte Gemeinde»: Die Nachfolgelösung steht
Weniger Aufwand, kein Risiko mehr, dafür neue Einnahmen: Von der künftigen «Spartageskarte Gemeinde» profitieren die Gemeinden ab nächstem Jahr gleich mehrfach. Ein Erfolg auch für den Schweizerischen Gemeindeverband.
Auch wenn die SBB inzwischen eigene Sparbillette anbieten, ist die «Tageskarte Gemeinde» den meisten noch immer ein Begriff: Mit ihr lässt sich die Schweiz während eines Tages bequem und für nur rund 40 bis 45 Franken bereisen. Rund anderthalb Millionen solcher Tageskarten verkauften die Gemeinden jährlich an ihren Schaltern. Eine imposante Zahl – und doch hat die «Tageskarte Gemeinde» in den letzten Jahren an Popularität eingebüsst.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Nebst der Konkurrenz durch andere günstige Angebote wie die erwähnten SBB-Sparbillette sowie unerwünschtem Zwischenhandel auf dem Schwarzmarkt führten gerade auch die Coronapandemie und der damit verbundene Rückgang der Mobilität dazu, dass Gemeinden auf ihren Tageskarten sitzen blieben. Den Verlust mussten sie selbst berappen – denn ist ein Jahresset an Tageskarten einmal bestellt, tragen die Gemeinden das finanzielle Risiko für die nicht verkauften Billette.
Dieser Abwärtstrend lässt sich auch in konkreten Zahlen festhalten: Bezogen die Schweizer Gemeinden im Jahr 2019, also noch vor der Pandemie, rund 4500 Jahressets der «Tageskarte Gemeinde», so ist die Nachfrage bis zum Sommer 2022 um knapp einen Viertel auf 3500 zurückgegangen. Bereits 2020 hatte Alliance SwissPass, die Branchenorganisation der Schweizer Transportunternehmen, deshalb mitgeteilt, dass sie das seit rund zwei Jahrzehnten bestehende Angebot nicht mehr in dieser Form weiterführen werde.
Flexiblere Bestellprozesse in der Übergangszeit
Praktisch zeitgleich nahmen der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) und der Schweizerische Städteverband (SSV) mit Alliance SwissPass Verhandlungen über eine Nachfolgelösung auf. So konnte für die Gemeinden erreicht werden, dass die heutige «Tageskarte Gemeinde» drei Jahre länger im Umlauf bleibt – noch bis Ende Januar 2024. Damit wird die Nachfolgelösung nahtlos an das auslaufende System anknüpfen. Zweitens wurden den Gemeinden in der Übergangszeit flexiblere Bestellprozesse ermöglicht: Die bis dato limitierten Bezugsmengen fielen weg, und «Tageskarte Gemeinde»-Jahressets konnten länger als geplant bestellt werden.
Im Rahmen der weiteren Gespräche mit Alliance SwissPass wurden verschiedene Varianten einer Anschlusslösung geprüft und den Städten und Gemeinden im Sommer 2022 zur Konsultation vorgelegt. Rasch kristallisierte sich eine Variante mit dem exklusiven Verkauf einer Spartageskarte durch Gemeinden und Städte als die geeignetste Lösung heraus. Besonders begrüsst wurde die Tatsache, dass die Städte und Gemeinden alle auf das gleiche Kontingent an Spartageskarten zugreifen werden und das Angebot technisch einfach umsetzbar ist. Somit werden die Schweizer Gemeinden und Städte ab 2024 weiterhin die Möglichkeit haben, attraktive Tageskarten zu verkaufen. Gleichzeitig beinhaltet das neue System für Gemeinden (und Passagiere) einige wichtige Vorteile im Vergleich zur heutigen Situation.
Für die Gemeinden entfällt das finanzielle Risiko
So entfällt etwa die bisher notwendige Überprüfung des Wohnorts der Kunden, da der Verkauf der neuen «Spartageskarte Gemeinde» nicht mehr auf die Einwohnerinnen und Einwohner der jeweiligen Gemeinde oder Stadt beschränkt ist. Stattdessen greifen alle Gemeinden und Städte auf dasselbe Tageskontingent zu.
Für die Gemeinden bedeutet dies, dass sie kein finanzielles Risiko mehr eingehen, da sie keine Jahressets mehr kaufen müssen. Es gibt keine Verlustgeschäfte mehr, da nur verrechnet wird, was auch verkauft wurde. Im Gegenteil: In den Verhandlungen mit der Alliance SwissPass konnten der SGV und der SSV erreichen, dass die Gemeinden gar noch fünf Prozent Provision auf den Verkaufspreis jeder verkauften «Spartageskarte Gemeinde» erhalten werden.
Apropos Verkaufspreis: Die «Spartageskarte Gemeinde» gibt es bereits ab 39 Franken (zweite Klasse, mit Halbtax). Sie ist damit etwas günstiger als die heutige «Tageskarte Gemeinde». Zudem ist die «Spartageskarte Gemeinde» im Gegensatz zum heutigen System auch für die erste Klasse erhältlich, und Besitzer eines Halbtaxabonnements bezahlen einen günstigeren Preis. Die Spartageskarten können im Vorverkauf jeweils ab sechs Monaten vor bis einen Tag vor Reisebeginn gekauft werden.
Da die «Spartageskarte Gemeinde» neu mit einem fixen Tageskontingent verkauft wird, entfällt für viele Gemeinden auch die Bereitstellung einer eigenen Verfügbarkeitsanzeige. Stattdessen wird die Verfügbarkeit der «Spartageskarte Gemeinde» an den einzelnen Reisetagen auf einer zentralen Website ersichtlich gemacht.
Verkauft wird die «Spartageskarte Gemeinde» über eine Webapplikation direkt an die Gemeinden. Diese haben ab Mitte 2023 die Möglichkeit, einen Zugang zu beantragen. Die Kosten für die Bereitstellung und den Betrieb der Webapplikation werden dabei allein von der öV-Branche getragen. Eine Erklärung für diesen Extraeffort, den die öV-Branche damit leistet, liefert der Mediensprecher von Alliance SwissPass, Thomas Ammann: «Die ‹Tageskarte Gemeinde› war Ausdruck der starken Verbundenheit zwischen dem öffentlichen Verkehr und den Gemeinden und Städten in der Schweiz. Diese Partnerschaft wollten wir unbedingt fortführen.»
Verkaufsstart am 1. Januar 2024
Einmal verkauft, erfolgt die Ausgabe der neuen «Spartageskarte Gemeinde» an die Endkunden in Form eines personalisierten E-Tickets im PDF-Format und als Mobile Ticket. Den Gemeinden als Verkaufsstellen steht es frei, zu entscheiden, ob sie auch telefonische Bestellungen entgegennehmen und ob sie die «Spartageskarte Gemeinde» für weniger digitalaffine Kundinnen und Kunden ausdrucken wollen oder nicht.
Nichts ändert sich dagegen bei den Verkaufsstellen: Die «Spartageskarte Gemeinde» wird grundsätzlich an den Schaltern der Gemeinde- und Stadtverwaltungen verkauft. Drittverkaufsstellen sind weiterhin möglich, bedürfen aber einer Bewilligung durch die SBB.
SGV, SSV und Alliance SwissPass haben gegenüber den Gemeinden sowie der breiten Öffentlichkeit inzwischen offiziell über das neue Angebot informiert. Demnächst erhalten die Gemeinden nun noch konkrete Informationen zum Anmeldeprozess. Erhältlich ist die «Spartageskarte Gemeinde» dann ab dem 1. Januar 2024.
Eine attraktive und einfach umsetzbare Lösung
Die Gemeindetageskarten waren lange ein Erfolgsmodell, doch der Absatz ist seit Jahren rückläufig. Corona und auch die zunehmende Konkurrenz durch andere öV-Angebote haben diesen Trend verstärkt. Für zahlreiche Gemeinden wurde das finanzielle Risiko zu gross, und sie haben den Verkauf eingestellt. Der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) hat sich in den Verhandlungen dafür eingesetzt, dass die Gemeinden und Städte möglichst lange von der «Tageskarte Gemeinde» in der heutigen Form profitieren und es eine Anschlusslösung gibt. Für den SGV war dabei klar, dass es eine Vereinfachung geben und das wirtschaftliche Risiko wegfallen muss. Bereits in der Übergangszeit wurden den Gemeinden flexiblere Bestellprozesse der Jahressets ermöglicht und die bisherigen Kontingente aufgehoben. In der Konsultation haben sich die Städte und Gemeinden deutlich für die empfohlene Variante der «Spartageskarte Gemeinde» ausgesprochen. Der SGV ist überzeugt, dass er mit dieser verhandelten Anschlusslösung zu einer für die Gemeinden attraktiven und technisch einfach umsetzbaren Lösung beitragen konnte. Mit der «Spartageskarte Gemeinde» können auch in Zukunft vergünstigte öV-Angebote bei den Gemeinden bezogen werden. Die früheren Probleme stellen sich nicht mehr, weil mit der neuen Lösung ab 2024 das finanzielle Risiko für die Gemeinden wegfällt. Wann wie viele «Spartageskarten Gemeinde» zur Verfügung stehen, wird dabei im Internet für alle Interessierten bequem einsehbar sein.