Sörenberg: zwischen Nachhaltigkeit und Transformation
Der Konkurrenzkampf im Schweizer Wintertourismus ist hart, und viele Destinationen in tieferen und mittleren Lagen kämpfen ums Überleben, weil immer weniger Schnee fällt. Einen ganz eigenen Weg wählt die Tourismusdestination Sörenberg Flühli. Sie hat sich die dreidimensionale Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Was ist darunter zu verstehen? Und was bedeutet dies für die Luzerner Gemeinde?
«Ein zentrales Merkmal unserer Destination ist die Zugehörigkeit zur Unesco-Biosphäre Entlebuch», erklärt Simon Zobrist, Geschäftsführer von Sörenberg Flühli Tourismus. «Wo touristische Wertschöpfung unter dieser Voraussetzung heute Realität ist oder noch entstehen soll, ist es unumgänglich, Nachhaltigkeit parallel in drei Dimensionen zu verstehen.» Dazu zähle erstens die Wirtschaftlichkeit, und diese setze zwingend ein moderates Wachstum voraus. Als zweiten Punkt nennt Simon Zobrist die soziale Komponente und meint damit Mitarbeitende, die im Idealfall aus der Region stammen oder sich mit der Region identifizieren. Drittens brauche es ein ökologisch verantwortungsvolles Handeln im Rahmen der Gesetzgebung – sofern finanzierbar und sinnvoll.
Gutes Verkaufsargument
«Als Teil der Unesco-Biosphäre Entlebuch ist die Nachhaltigkeit auch ein integraler Teil der Gemeindestrategie», sagt Hella Schnider, die Gemeindepräsidentin von Flühli (LU). Die nachhaltige Ausrichtung des 1800-Seelen-Dorfes werde von den Gästen bis zu einem gewissen Grad erwartet, vor allem von den Touristen aus der Schweiz. In diesem Sinne sei die Nachhaltigkeit ein gutes Verkaufsargument als Ferienort. «Die nachhaltige Ausrichtung steigert die Wettbewerbsfähigkeit in einem umkämpften Markt und beinhaltet ein wichtiges Wiedererkennungspotenzial», betont Simon Zobrist. Gemäss einer repräsentativen Studie der Unesco-Biosphäre Entlebuch sind rund 30 Prozent der Sommergäste affin für nachhaltige Themen.
«Die nachhaltige Ausrichtung steigert die Wettbewerbsfähigkeit in einem umkämpften Markt und beinhaltet ein wichtiges Wiedererkennungspotenzial.»
Stärkung als Wohnort
Die Nachhaltigkeit werde zum Erfolgsfaktor, wenn die Logiernächte steigen oder die Frequenzen der Bergbahnen und anderer Tourismusakteure steigen oder wenn schlicht die Wertschöpfung davon profitiert. Die Bergbahnen Sörenberg haben laut Simon Zobrist mit der Schaffung von Top of Biosphäre auf dem höchsten Luzerner Gipfel, dem Rothorn, dem Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Plattform verschafft. Die Kombination aus verschiedener solcher Elemente innerhalb der Destination führe langfristig zum Erfolg.
Die bewusste Ausrichtung auf Nachhaltigkeit stärke die Gemeinde Flühli beziehungsweise Sörenberg als Ortsteil davon auch als Wohnort, ist Hella Schnider überzeugt. Die Gemeinde investiere regelmässig in die Infrastruktur zugunsten der Einheimischen und Gäste. Ein neues Mehrzweckgebäude für die Vereine, Schule und Tagesstruktur ist im Ortsteil Flühli geplant. Das Hallenbad aus den 1950er-Jahren soll erneuert und zu einem Erlebnisbad erweitert werden. Dies sei gleichzeitig Teil der Transformationsstrategie von Sörenberg, um auch ausserhalb der Wintermonate noch attraktiver für Gäste zu sein, sagt Hella Schnider.
Konstanz und gute Ideen
Nachhaltigkeit bedeute vor allem, auf Regionalität zu setzen, zum Beispiel in der Gastronomie und Hotellerie, erläutert die Gemeindepräsidentin. Das sei nicht immer einfach, ist sie sich bewusst. Es brauche zum einen gute Ideen, zum andern auch eine gewisse Konstanz, damit die Strategie Wirkung zeige. Im Umgang mit den natürlichen Ressourcen sei Sörenberg bereits seit Längerem sehr nachhaltig unterwegs, betont Hella Schnider und erwähnt den Moorschutz als Beispiel. Für die beteiligten Akteure im Tourismus bedeutet die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit eine immer wiederkehrende Suche nach zielgerichteten Lösungen und die Schaffung attraktiver Angebote.
Themenweg über den Schwingerkönig
Spekulationen über die Entwicklung der Schneeverhältnisse sind laut Simon Zobrist nicht zielführend: «Wir sind das ganze Jahr über eine Reise wert. Investitionen in eine effiziente Beschneiungsanlage garantieren in Sörenberg gute Pistenverhältnisse. Zudem erstreckt sich das Skigebiet bis aufs Brienzer Rothorn, 2000 Meter über Meer. Wir haben unzählige Argumente, die für eine gute Zeit bei uns sprechen – im Sommer und im Winter.» Die seit Jahren steigenden Schneeobergrenzen sei auch im Gemeinderat ein Thema, versichert Hella Schnider. «Wir arbeiten an einer Transformation und investieren bewusst auch in Bereiche ausserhalb des Wintertourismus.» Jüngstes Beispiel für dieses Engagement ist zum Beispiel der vor Kurzem eröffnete Themenweg zu Ehren des Schwingerkönigs Joel Wicki. Die Transformation betreffe jedoch nicht nur Sörenberg, sondern die ganze Region, unterstreicht Hella Schnider.
«Wir wollen vermehrt auch auf den Sommertourismus setzen. Wir kommen nicht darum herum.»
Zeigen, was man hat
Wohin wird sich Sörenberg in Zukunft entwickeln? «Wir wollen vermehrt auch auf den Sommertourismus setzen. Wir kommen nicht darum herum», ist die Gemeindepräsidentin überzeugt. Für die künftige touristische Entwicklung benötige Sörenberg Flühli zusätzlich neue marktfähige Hotelkapazitäten, sagt Simon Zobrist. Ansonsten müsse sich Sörenberg nicht neu erfinden, ist der Tourismusdirektor überzeugt. «Sörenberg muss das zeigen, was es hat: polysportive Angebote, Musik aus dem Entlebuch in höchster Liga, faszinierende Natur, Land und Leute, einheimische Kulinarik beispielsweise und weitere Argumente, Ferien und Freizeit bei uns zu verbringen.» Die neue Luftseilbahn auf das Rothorn spiele dabei eine wichtige Rolle mit Leuchtturmcharakter.
Nachhaltiges Sörenberg
Die neue Solaranlage auf dem Dach der Talstation in Schönenboden erzeugt 35 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr.
Mit der Fahrplanverdichtung der PostAuto AG sowie zahlreichen Partnerschaften ist in Sörenberg(LU) im Bereich der Mobilität viel passiert.
Mit Führungen durch das Moor werden die Gäste auf den Umgang mit der Natur sensibilisiert.
Die Talstation Rothorn erstrahlt in neuem Glanz. 80 Prozent der am Projekt beteiligten Handwerker sind aus der Region. Im neuen Biosphären-Shop werden Produkte von regionalen Produzenten verkauft.
Das Tragseil der neuen Rothornbahn enthält Glasfasern und wird auch für die Kommunikation mit der Bergstation verwendet.