Rollsportanlagen: eine runde Sache für Gemeinden
Sie spriessen landauf, landab aus dem Boden: Rollsportanlagen. Gemeinden, die familienfreundlich und zeitgemäss sein wollen, kommen um Pumptracks, Skateparks und ähnliche Angebote nicht mehr herum.
Ein Jugendlicher rollt mit seinem Brett hin und her, gewinnt so an Schwung, dass er oben an der Kante der Halfpipe wenden kann. Rasant geht es wieder hinab und herauf, oben dreht er in der Luft, greift dabei ans Brett und erntet spontan Applaus von den Zuschauern. Der Skatepark von Lyss (BE) ist genauso wie jener des Nachbardorfs Busswil seit Jahren beliebt. Beide Parks wurden von der Gemeinde vor einem Jahr für insgesamt rund 90 000 Franken saniert, wie Seline Vils, Sportkoordinatorin von Lyss, erklärt. Für den Unterhalt der Anlagen seien jährlich 1500 Franken budgetiert.
Damit noch nicht genug: Lyss hat auch einen mobilen Pumptrack. Hier trainieren vor allem Bikerinnen und Biker. Der Standort der Anlage wechselt, sie wird auch an andere Gemeinden vermietet. Die Kinder- und Jugendfachstelle hat durch Befragungen festgestellt, dass ein grosser Bedarf nach Bewegung, Sport und öffentlichen Aufenthaltsräumen besteht. Die Rollsportanlagen wurden durch verschiedene Gremien wie die Begleitgruppe Spielplatz und die Fachgruppe Sport und Freizeit koordiniert. Da die Skateparks und der Pumptrack zu Schul- und Sportanlagen gehören, mussten keine Baugesuche gestellt werden.
«Es besteht kein Trägerverein», sagt Seline Vils, «aber es gibt Verhaltensregeln.» Zu denen gehören unter anderem die Betriebszeiten und der Hinweis, dass die Anlagen auf eigene Gefahr benutzt werden, die Gemeinde jegliche Haftung ablehnt. Ein Helm ist Pflicht, weitere Schutzausrüstungen wie Knieschoner werden empfohlen. Motorisierte Fahrzeuge sind verboten. «Es gibt kaum Schwierigkeiten», berichtet die Sportkoordinatorin Vils, «ausser den gewohnten Herausforderungen wie Lärm, Müll und Vandalismus.»
«Zukünftig sollen auf der Skateanlage Kurse angeboten werden, damit noch eine intensivere Nutzung möglich wird.»
Die Anlagen würden rege benutzt und seien auch bei Skatern ausserhalb von Lyss beliebt. «Zukünftig sollen auf der Skateanlage Kurse angeboten werden, damit noch eine intensivere Nutzung möglich wird», sagt Seline Vils. Bewirtschaftet werde sie weiterhin durch die Kinder- und Jugendfachstelle Lyss beziehungsweise durch Jugendgruppen. «Es ist ein spannendes Neben- und Miteinander», fasst die Sportkoordinatorin zusammen. Auch dank diesen Angeboten hat Lyss seit 2013 das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde».
Mobile Anlage des Kantons
Der Skatepark von Kirchberg bei Burgdorf (BE) liegt am Rande der Sportanlage, gleich neben der Autobahn. Die Regionale Kinder- und Jugendarbeit Kakerlak hat mehr als ein Auge darauf, wie die Co-Stellenleiterin Raja Cardinaux erklärt: «Bei der aufsuchenden Jugendarbeit gehen wir jeweils beim Skatepark vorbei und unterhalten uns mit den Nutzerinnen und Nutzern. Wir nehmen ihre Anliegen, Ideen und Wünsche wahr und versuchen, diese umzusetzen.»
Eine Folge davon ist, dass Kakarlak den mobilen Pumptrack vom Kompetenzzentrum Sport des Kantons Bern für vier Wochen mietet. Im Tarif von 1000 Franken exklusive Mehrwertsteuer sind der Transport sowie der Auf- und Abbau inbegriffen. Beim Einrichten und Aufräumen müssen jeweils drei bis vier Personen der Mietpartei mithelfen. «Der Unterhalt kostet bis auf den Auf- und Abbau nichts. Wir nutzen unsere Arbeitszeit», erklärt die Co-Stellenleiterin. Die Jugendarbeit und die Schule finanzieren das vierwöchige Angebot gemeinsam.
Zunächst mussten sie einen geeigneten Standort finden: «Der Platz sollte eine genügend grosse Fläche aufweisen, mindestens 20×10 Meter gross sein und einen flachen Untergrund haben wie etwa ein Teer- oder Hartplatz und er sollte von einem Lastwagen befahren werden können.» Der mobile Pumptrack wird bereits zum dritten Mal nach Kirchberg kommen. Daher weiss die Kinder- und Jugendarbeiterin, dass dieses Angebot sehr beliebt ist.
Skaten im ehemaligen Feuerwehrmagazin
Der Skatepark Meiringen (BE) ist eine Indooranlage. Nach langer Suche nach einem Standort konnte sie im November 2013 im ehemaligen Ölwehrmagazin der Gemeinde eröffnet werden. Vorangetrieben wurde das Projekt durch die Jugendarbeit Meiringen-Brienz sowie die beharrlichen jungen Menschen aus der Snowboard- und Skaterszene der Region. Es wurde der Trägerverein Dedicated Freestyle Club gegründet. Deren heutiger Präsident Alex Rufibach erinnert sich: «Als sich 2010 die Umnutzung des Ölwehrmagazins der Gemeinde Meiringen abzeichnete, wurde mit einem spezialisierten Unternehmen die Parkanlage geplant, die konkrete Finanzierung eingeholt und der Bewilligungsprozess eingeleitet.» Die Kosten von rund 300 000 Franken wurden durch die öffentliche Hand und durch zahlreiche Gönnerbeiträge finanziert. Zudem steuerten die Projektinitianten einen stattlichen Teil an Eigenleistungen bei.
Der Skatepark wird nach wie vor vom Dedicated Freestyle Club ehrenamtlich betrieben. «Die Gemeinde Meiringen stellt das Gebäude unentgeltlich zur Verfügung, private Sponsoren leisten jährliche Beiträge, und das Team des Tenniscenters Meiringen übernimmt die tägliche Öffnung und Schliessung der Anlage. So können wir rund 360 Tage im Jahr offen haben», sagt Alex Rufibach. Während der Öffnungszeiten sei die Halle nicht bewartet. «Wir setzen auf die Ehrlichkeit der Besuchenden, was sehr gut funktioniert.» Aus den rund 1000 bis 1200 Eintritten pro Jahr sowie den Sponsorenbeiträgen und den Jahresbeiträgen der Vereinsmitglieder würden denn auch der laufende Unterhalt und alle weiteren Kosten finanziert. Entgegen der anfänglichen Ängste und Bedenken der Behörden und Anwohner seien bisher praktisch keine Meldungen über Lärmbelästigung oder andere Emissionen durch die Besuchenden der Anlage eingegangen.
«Wir setzen auf die Ehrlichkeit der Besuchenden, was sehr gut funktioniert.»
Der Park ist als Indooranlage nach wie vor ein einzigartiges Angebot im Raum zwischen Bern und Luzern, und entsprechend ist auch das Einzugsgebiet der Besuchenden. Zudem ist er laut Alex Rufibach bei einheimischen Kindern und Familien beliebt und bietet Touristen ein Schlechtwetterangebot; mit der Gästekarte ist der Eintritt gratis.
Profis fürs Hobby
Mittlerweile gibt es diverse Firmen, die den Initianten bei der Planung sowie beim Bau einer fixen oder modularen Rollsportanlage helfen. So etwa die Flying Metal GmbH aus Thun. Sie ist nicht nur im Kanton Bern am Werk, sondern hat unter vielen anderen auch die mobilen Pumptracks des Kantons Zürich und der Stadt Neuenburg realisiert. Das Unternehmen Cloud Connection aus St. Moritz (GR) hat sich auf mobile Pumptracks und sogenannte Bike Playgrounds spezialisiert. Velosolutions aus Flims (GR) bietet sowohl modulare als auch asphaltierte Pumptracks an und ist nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit tätig.