Raumplanung sowie Betreuung Asylsuchender bereiten Gemeinden Probleme
Das Nationale Gemeindemonitoring zeigt, dass sich die Schweizer Gemeinden weiterhin als leistungsstark einschätzen und nur in einzelnen Aufgabenbereichen Probleme bekunden. Bei der Aufgabenerbringung setzen sie stark auf Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Die Gemeindepolitik ist dominiert von Parteiunabhängigen und Männern, das Durchschnittsalter in den Gemeindeexekutiven beträgt hohe 54 Jahre.
Die Schweizer Gemeinden schätzen sich selbst als leistungsfähig ein, wie das im November 2024 publizierte Nationale Gemeindemonitoring zeigt. Fast jede dritte Gemeinde bekundet jedoch Probleme in den Bereichen Raum- und Zonenplanung (32 Prozent), der Betreuung von Asylsuchenden (31 Prozent) sowie bei der Bewilligung von Baugesuchen (29 Prozent). Auch bei der Gemeindeverwaltung stösst rund ein Viertel der Gemeinden an Leistungsgrenzen.
Gemeindeautonomie
Die Gemeinden schätzen ihre Autonomie gegenüber Bund und Kantonen als durchschnittlich ein (5 auf einer 10er-Skala). Die wahrgenommene Autonomie ist in den Deutschschweizer Kantonen höher als in den Westschweizer Kantonen und dem Tessin, die tendenziell stärker zentralisiert sind (vgl. Abbildung 1). Die wahrgenommene Autonomie ist in der Schweiz gegenüber 2017 leicht gestiegen, was auf die durchgeführten Fusionen zurückzuführen sein mag.
Zusammenarbeit boomt, Fusionen sind rückläufig
Durchschnittlich werden in der Schweiz neun Aufgaben in interkommunaler Zusammenarbeit (IKZ) erfüllt. In rund der Hälfte der Schweizer Gemeinden hat die IKZ zwischen 2018 und 2023 weiter zugenommen. Am stärksten verbreitet ist sie bei der Spitex und bei den Alters- und Pflegeheimen, wo 82 beziehungsweise 74 Prozent der Gemeinden mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten. Zwischen 60 und 70 Prozent der Gemeinden arbeiten auch bei der Betreuung von Drogenabhängigen, bei der Feuerwehr und bei der Unterstützung und Betreuung von Arbeitslosen mit einer oder mehreren anderen Gemeinden zusammen.
Jede dritte Gemeinde hat in den vergangenen Jahren eine Fusion mit Nachbarn diskutiert, ein Wert, der erstmals seit 2017 rückläufig ist. Ein möglicher Grund ist, dass zahlreiche Fusionsprojekte bereits umgesetzt wurden. Der aktuelle Gemeindebestand beläuft sich noch auf 2131 Gemeinden, im Jahr 2010 waren es 2596 Gemeinden. Die durchschnittliche Gemeindegrösse beträgt 1693 Einwohnerinnen und Einwohner (Median).
Zu den am häufigsten genutzten Public-Management-Instrumenten gehören die Übertragung der Aufgaben an Dritte (81 Prozent) und der Bezug von Gemeindeleistungen über das Internet (81 Prozent). Ebenfalls weitverbreitet sind Legislaturplanungen (76 Prozent), Controllinginstrumente (65 Prozent) sowie ein Leitbild für die Gemeindepolitik (62 Prozent). Diese Instrumente gelten heute in rund zwei Dritteln der Gemeinden als Standard und werden allesamt deutlich stärker genutzt als noch bei den vorherigen Monitorings in den Jahren 2009 und 2017. Die Digitalisierung beschäftigt die Mehrheit der Gemeinden (87 Prozent zeigen sich davon betroffen). Weit fortgeschritten ist die Digitalisierung bei der An- und Abmeldung am Wohnsitz sowie der Registrierung von Haustieren.
Für Reformen ist externe Beratung weitverbreitet: Drei von fünf Gemeinden nahmen in der Zeitperiode von 2018 bis 2023 externe Beratungsleistungen in Anspruch. Je grösser die Gemeinde, desto öfter wird mit Beraterinnen und Beratern zusammengearbeitet.
Junge und Frauen in der Gemeindepolitik untervertreten
Die Mitglieder der Schweizer Gemeindeexekutiven sind durchschnittlich 54 Jahre alt, ein sehr hoher Wert, der überhaupt nicht der Schweizer Bevölkerung entspricht. Sechs Jahre zuvor lag das Durchschnittsalter noch bei 52 Jahren. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Belastung durch das Exekutivamt sowohl zeitlich als auch inhaltlich weiter zunimmt und diese Tätigkeit deshalb nur schwer mit beruflichen und familiären Verpflichtungen zu vereinen ist.
Auch die Frauen sind weiterhin stark untervertreten und machen nur einen Viertel der Exekutivmitglieder aus. Der Wert verharrt seit Jahren auf diesem sehr tiefen Niveau. Am meisten Gemeinderätinnen finden sich stereotypisch in den Ressorts Gesundheit (48 Prozent), Soziales (46 Prozent) und Bildung (42 Prozent), am seltensten beim Bau (16 Prozent) und bei den Werken (10 Prozent) (vgl. Abbildung 2).
Fast die Hälfte (48 Prozent) der Exekutivmitglieder in den Schweizer Gemeinden ist parteiunabhängig. Von denjenigen, die einer Partei angehören, vertreten 16 Prozent die FDP, gefolgt von der Mitte mit 12 Prozent. Die SVP (9 Prozent) und die SP (7 Prozent) sind kommunal stark untervertreten (vgl. Abbildung 3).
Infos zum Gemeindemonitoring
Das Nationale Gemeindemonitoring basiert auf einer Befragung aller Gemeindeschreiberinnen und -schreiber sowie der Exekutivmitglieder in den Schweizer Gemeinden. Der Rücklauf betrug 83 Prozent bei den Gemeinden respektive 50 Prozent bei den Exekutivmitgliedern. Das Monitoring wird seit 1988 durchgeführt und geleitet durch Professor Reto Steiner von der ZHAW sowie bis zur jetzigen Durchführung durch Professor Andreas Ladner (†) von der Universität Lausanne.