Moutier hat ein offenes Ohr für die Jungen
Die Stadt Moutier hat sich auf Wunsch von drei engagierten Jugendlichen für einen partizipativen Ansatz bei der Gestaltung eines öffentlichen Platzes entschieden. In der Kleinstadt können die Jungen auch per YouTube mit den Behörden reden.
Die Stadtregierung von Moutier hat die Abteilung für Jugend- und Gemeinschaftsaktionen (SeJAC) mit der Aufgabe betraut, Aktionen zur Förderung der Partizipation zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus auf einem jungen Publikum, das wenig Entscheidkompetenzen besitzt. «PM23» lautet der Arbeitstitel eines Projekts, das im Jahr 2017 seinen Ursprung hat. Damals beteiligten sich etwa hundert Bürger am Projekt «Tourner la Page». Ziel der Aktion, «die Seite umzublättern bzw. ein Kapitel abzuschliessen», war es, die Bibliothek der Kleinstadt mit ihren 7400 Einwohnerinnen und Einwohnern kritisch zu hinterfragen, neu zu denken und zu verändern. Am Ende der partizipativen Workshops schlugen drei begeisterte junge Menschen dem SeJAC-Team vor, die gleichen partizipativen Methoden auf die Neugestaltung eines öffentlichen Platzes anzuwenden. Jan Ferkovic, Mirsad und Senad Zahaj waren damals zwischen 12 und 15 Jahre alt. Im Januar 2018 nahmen Jan, Mirsad und Senad «ADN» «Ask Direct Now») auf, einen YouTube-Kanal, der es jungen Menschen ermöglicht, mit den städtischen Behörden in den Dialog zu treten. In einem Video informierten sie die gewählten Volksvertreter über die Notwendigkeit und den Wunsch, einen öffentlichen Platz neu zu gestalten. Ende 2019 bestätigten die Behörden die Idee, die Organisation der «PM23» an eine Arbeitsgruppe mit breiter Vertretung von Institutionen und der Bevölkerung zu delegieren. Die praktische Phase der partizipativen Neugestaltung des Schulhausplatzes wird in Form von drei Workshops Ende 2021 durchgeführt, die Worskhops stehen der gesamten Bevölkerung offen.
Dieser partizipative Ansatz wird von den städtischen Behörden und insbesondere von Claire-Lise Coste, der für Sport, Kultur, Jugend und öffentliche Gesundheit zuständigen Stadträtin, unterstützt. «Für uns als Behördenmitglieder erlaubt dieser Ansatz, nahe bei der Realität und den Bedürfnissen der Bevölkerung zu sein.» Es gehe nicht darum, Ideen vorzugeben; vielmehr solle die Bevölkerung die Möglichkeit erhalten, ihre eigenen Ideen zu formulieren und zu verwirklichen. Claire-Lise Coste sagt: «Wir können dem Volk auch außerhalb von Wahlen und Abstimmungen eine Stimme geben.»
«Wir können dem Volk auch außerhalb von Wahlen und Abstimmungen eine Stimme geben.»
Das Projekt, das von Mirsad, Jan und Senad initiiert wurde, wird auch vom Bund über das Programm «Citoyenneté» und von der Stiftung Mercator unterstützt. Diese Institutionen bieten der Gemeinde Moutier nationale Anerkennung für ihr Engagement für Partizipation und Demokratie sowie eine finanzielle Unterstützung von über hunderttausend Franken. Während er darauf wartet, dass die «PM23» wieder in Fahrt kommt, ruft der heute 16-jährige Senad Zahaj die Bevölkerung bereits zum Mitmachen auf: «Wir brauchen ein gemeinsames Projekt. Jeder soll mitreden können, unabhängig von Alter, sozialem Status oder Herkunft».