Mit dem Velo zur Schule
Viel mehr als Fortbewegung: Velofahren macht Spass, ist gut für die Gesundheit, schont die Umwelt und bringt Lerneffekte fürs Leben. «Mit dem Velo zur Schule» – immer mehr Initiativen setzen sich dafür ein, etwa in der Agglomeration Delémont.
Erinnern Sie sich an den Fahrspass und das Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit auf dem Velosattel? Velofahren ist ausserdem gesund, daher wird es auch von den Präventions- und Gesundheitsorganisationen empfohlen. Wer regelmässig Velo fährt, stärkt sein Immunsystem, trägt damit zur Vermeidung von Übergewicht bei, verbessert seine Motorik und kann sich im Unterricht besser konzentrieren.
Allerdings hat die Anzahl Schülerinnen und Schüler, die mit dem Velo zur Schule kommen, seit Mitte der 1990er-Jahre stetig abgenommen. Vor Kurzem veröffentlichte das Ouvema (Observatoire universitaire du vélo et des mobilités actives) eine Studie, die belegt, dass Jugendliche in den letzten Jahrzehnten ihre Velos weniger nutzen, sowohl für Freizeit- und Sportaktivitäten als auch für Schul- bzw. andere Pflichtwege. Die stetige Verbesserung des öffentlichen Verkehrs ist einer der Gründe für diese Entwicklung, ein weiterer liegt in der mangelnden Anbindung der Schulen an Velowege.
Mit zahlreichen Initiativen soll dieser Trend umgekehrt und sollen die Schülerinnen und Schüler zurück auf den Velosattel gebracht werden. So hat beispielsweise die Agglomeration Delémont im Rahmen des Programms «EnergieSchweiz für Gemeinden» des Bundesamts für Energie (BFE) ein Förderprojekt für den Veloverkehr eingeleitet, das sich vor allem an Schulen richtet. Sichere und benutzerfreundliche Wege werden erfasst, um sie besser bekannt zu machen. Einer der Grundpfeiler des Projekts ist es, Kinder und Jugendliche für die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verkehrsmittelwahl zu sensibilisieren und der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, verschiedene Velotypen auszuprobieren: Das entsprechende Angebot wird Jugendlichen, Familien sowie Pendlerinnen und Pendlern zur Verfügung gestellt.
Eine weitere Initiative ist der Leitfaden velofreundliche Schule, den die Allianz Schule+Velo kürzlich veröffentlicht hat. Dieser durch Gesundheitsförderung Schweiz und Pro Velo unterstützte Leitfaden umfasst zahlreiche individuelle Tipps für interessierte Schulen, mit deren Hilfe sich eine velofreundliche Gestaltung einfach und schrittweise realisieren lässt.
Für eine Velokultur in der Schule
Taten statt Worte – es gibt nichts Besseres, um alte Gewohnheiten zu ändern. Daher sind die Schulen aufgefordert, sich aktiv für das Velofahren einzusetzen Wie die Allianz Schule+Velo betont, ist es in diesem Zusammenhang wichtig, alle betroffenen Akteurinnen und Akteure einzubinden. Dies gilt insbesondere für die Eltern, da sie für die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg verantwortlich sind. Der Weg zu einer velofreundlichen Schule führt somit über den Dialog. Die sichere Gestaltung der Schulwege ist ebenfalls von wesentlicher Bedeutung – idealerweise lässt sich ein sicheres und durchgehendes Netzwerk von Velowegen einrichten. Mittels Umfragen unter Schülerinnen und Schülern lassen sich in der Regel die Orte ermitteln, die ihnen Angst machen, um ihnen anschliessend mit der Hilfe von Fachleuten ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.
Auch in den Schulen ist häufig Raum für Verbesserungsmassnahmen. Leicht zugängliche, stabile und sichere Veloparkplätze sind eine wichtige Voraussetzung, zudem sollte eine fest eingebaute Velopumpe zur Verfügung stehen. Der Gleichgewichtssinn, die Koordination und die Konzentration – das heisst ein sicherer Fahrstil – lassen sich auf spielerische Weise fördern, indem die Schule einen Veloparcours oder einen Pumptrack anbietet, also einen Rundkurs mit Wellen und Kurven.
Das Velo im Unterricht
Das Velo eignet sich auch als Unterrichtsthema oder als Grundlage für spezifische Themenwochen. Es dient als Ausgangspunkt für interdisziplinäre Kurse zu Fragen des Ressourcenverbrauchs, des Klimaschutzes, der Mobilität, der Gesundheit, des Trainings und der Ernährung. Auch hier bietet die Allianz Schule+Velo zahlreiche Aktivitäten und praxisbezogene Kurse an.
«Wir wollen den Veloverkehr auf breiter Front fördern»
Die Agglomeration Delémont befasst sich unter anderem mit der Integration der nachhaltigen Mobilität in den Schulen; das Projekt «Région Energie» wird durch das BFE gefördert. Interview mit Aline Cuomo, Beauftragte der Agglomeration Delémont.
Was steht hinter diesem Projekt?
Aline Cuomo: Die Mobilität gehört zu den zentralen Herausforderungen im Hinblick auf die Vereinbarung der Entwicklung unserer Region und den Erhalt der Lebensqualität. Die Agglomeration Delémont befasst sich daher mit der Umsetzung eines Förderprogramms für den Veloverkehr im Rahmen des Projekts «Région Energie». Wir wollen den Veloverkehr auf breiter Front fördern und dabei insbesondere die Jugendlichen einbeziehen, indem wir sie für die Folgen ihrer Verkehrswahl sensibilisieren.
Welche konkreten Massnahmen haben Sie geplant?
Wir wollen nicht zwingend das Rad neu erfinden, da es in der Schweiz bereits zahlreiche Anreizinitiativen gibt, beispielsweise Bike2school: Schülerinnen und Schüler, die so oft wie möglich mit dem Velo zur Schule fahren, können Punkte sammeln und Preise gewinnen. Ein weiteres Beispiel ist Défi Vélo mit seinen Wettkämpfen und Spielen. Herausforderungen sind eine Möglichkeit, den Veloverkehr auf spielerische Art zu fördern. Und wenn die Massnahmen greifen, merken die Velofahrenden dann auch, dass Velofahren wirklich praktisch ist und dass man Zeit spart. Sie ändern ihre Verkehrsgewohnheiten – und genau das ist unser Ziel.
Was ist Ihr Ziel? Sollen sich alle Jugendlichen in Delémont in den Velosattel schwingen?
Wir setzen eindeutig auf sanfte Mobilität. Es geht uns darum, die «guten Reflexe» zu verankern und die Kinder spielerisch dazu zu bringen, ihr Verkehrsverhalten zu hinterfragen. Noch gibt es kein entsprechendes Angebot zur Sensibilisierung für die sanfte Mobilität ab dem frühen Kindesalter. Diese Lücke möchten wir schliessen. Es würde uns sehr freuen, wenn wir die Jugendlichen dazu bewegen könnten, den Schulweg per Velo anstatt im Auto zurückzulegen. So lassen sich auch Verkehrsstaus vor den Schulgebäuden vermeiden.
Immer mehr Initiativen
Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt eine Reihe von Förderprogrammen für das Velofahren zur Schule, wie Bike2school oder Défi Vélo. Der Velobus des VCS stellt ein weiteres Angebot dar: Hier fahren die Kinder in Gruppen unter Begleitung von Erwachsenen, bis sie den Schulweg schliesslich selbstständig zurücklegen können. Das Mobilitätskonzept Schule des VCS zeigt ebenfalls Möglichkeiten auf. Hierbei handelt es sich um ein partizipatives Konzept in fünf Schritten, mit dem sich das Mobilitätsverhalten von Kindern evaluieren lässt. Es geht darum, dass Kinder, Eltern und Partner der Schule zu Wort kommen und konkrete Massnahmen zur Förderung eines sicheren Schulwegs erarbeitet werden.
Weitere Angaben zu den einzelnen Projekten:
Informationen:
Den Leitfaden der Allianz Schule+Velo und die Aktivitäten ihrer Partner finden Sie hier: www.schule-velo.ch