
Ladeinfrastruktur bedarfsgerecht planen: Kreuzlingen macht es vor
Gemeinden können beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für Steckerfahrzeuge verschiedene Rollen einnehmen. Sie können den Ausbau der allgemein zugänglichen Ladeinfrastruktur aktiv vorantreiben, für günstige Rahmenbedingungen sorgen oder Anreize wie Subventionen oder Steuervorteile schaffen. Die Stadt Kreuzlingen (TG), eine Pionierin auf diesem Gebiet, plant derzeit den Ausbau ihres Angebots an bedarfsgerechten Lademöglichkeiten.
Elektromobilität leistet einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrs und trägt damit zur Erreichung der klimapolitischen Ziele bei. Eingebettet in eine Verkehrsplanung, die auf «Vermeiden» und «Verlagern» setzt, unterstützt die Elektromobilität Gemeinden dabei, Energieeffizienz im Verkehr zu erhöhen, das Netto-null-Ziel 2050 zu erreichen und die Verkehrsbelastung für Menschen und Umwelt zu reduzieren.
Die Gemeinde kann die Entwicklung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur gezielt steuern. Während private Investorinnen und Investoren den Aufbau der Ladestationen übernehmen, sorgt die Gemeinde für die notwendige Planung und Abstimmung der Standorte. Dadurch steigert die Gemeinde ihre Attraktivität und sorgt für eine gerechte Versorgung in allen Gemeindeteilen.
Kreuzlingen, eine Vorreiterin
Die Stadt Kreuzlingen hat bereits 2017 eine Elektromobilitätsstrategie für den öffentlichen Raum entwickelt und darin den Aufbau einer allgemein zugänglichen Ladeinfrastruktur priorisiert. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Energie Kreuzlingen wurden vier öffentliche Ladepunkte errichtet. Die Stadt hat die Realisierung finanziert, die Stadtwerke sind für Betrieb und Wartung verantwortlich, die Abrechnung erfolgt über einen privaten Anbieter.
Passende Standorte bestimmen
Von 2019 bis 2023 erhöhten sich die jährliche Lademenge und die Anzahl Ladevorgänge stetig. «Gewisse Standorte sind jetzt schon sehr gut ausgelastet. Angesichts der sich beschleunigenden Entwicklung der Elektromobilität werden sie bereits in den nächsten Jahren voll ausgelastet sein und der Nachfrage nicht mehr genügen», erläutert Roman Schwarz, Energiebeauftragter Stadtverwaltung Kreuzlingen.
Um dem steigenden Ladebedarf gerecht zu werden, hat die Stadt in Zusammenarbeit mit einem Beratungsbüro ihre Elektromobilitätsstrategie aktualisiert und ein Ladekonzept erarbeitet. Dazu wurde mithilfe einer räumlich hochaufgelösten Modellierung in jedem Quartier der künftige Ladebedarf ermittelt und mit den verfügbaren Parkplätzen verglichen. Unter Berücksichtigung der bereits vorhandenen Ladeinfrastruktur wurden anschliessend mehrere potenzielle Ladestandorte und deren bedarfsgerechte Dimensionierung festgelegt.

«Das Ladekonzept ermöglicht der Stadt, bei Bauvorhaben die Ladeinfrastruktur direkt miteinzuplanen. So können wir beträchtliche Kosten sparen.»
Abstimmung mit geplanten Bauvorhaben
«Bei der Suche nach geeigneten Standorten war es besonders wichtig, geplante Neubauprojekte und grossräumige Strassensanierungen zu berücksichtigen, die auch Einfluss auf die Parkplatzsituation haben», erklärt Roman Schwarz. «Das erarbeitete Ladekonzept ermöglicht es der Stadt nun, bei Bauvorhaben die Ladeinfrastruktur direkt miteinzuplanen. So können wir beträchtliche Kosten beim Erstellen der Basisinfrastruktur sparen.» Mit dem aktualisierten Konzept steigt Kreuzlingen nun in die Projektierung und Umsetzung eines bedarfsgerechten Angebots an Ladestandorten ein. Damit ermöglicht die Stadt auch Personen, die keine Lademöglichkeit zu Hause haben, den Zugang zur Elektromobilität.
Neuer Leitfaden hilft Gemeinden
Der neue webbasierte Leitfaden «Laden in Gemeinden» von LadenPunkt, einem Programm des Bundesamtes für Energie, zeigt mit praktischen Anleitungen, Infografiken und konkreten Beispielen auf, wie Gemeinden den bedarfsgerechten Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben können. Verantwortliche und Fachpersonen der Verwaltung erfahren darin, wie sie ihre Planung, Umsetzung und Finanzierung effektiv gestalten können – unabhängig davon, ob sie bereits erste Schritte unternommen haben oder sich noch fragen, ob und wo sie Ladestationen benötigen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Der Leitfaden «Laden in Gemeinden» bietet den Gemeinden Schritt für Schritt wertvolle Hilfestellungen bei der Erarbeitung einer politisch breit abgestützten Strategie, erläutert verschiedene Handlungsoptionen und gibt Tipps für die Umsetzung. Gemeinden entscheiden dabei selbst, an welchem Punkt im Prozess sie ansetzen wollen, je nach verfügbaren Ressourcen und bereits bestehenden Vorarbeiten. Besonders für kleine Gemeinden ist es nicht immer nötig, alle beschriebenen Schritte im Detail zu durchlaufen. Neben dem Beispiel Kreuzlingen veranschaulicht der Leitfaden anhand von drei weiteren Beispielen aus Gemeinden, wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur erfolgreich angegangen werden kann.
Kostenlose Online-Fachtreffen für Gemeinden
Nutzen Sie die informativen Online-Fachtreffen von LadenPunkt, um alles rund um das Thema «Laden in Gemeinden» zu erfahren und sich mit Fachleuten auszutauschen. Das nächste kostenlose Fachtreffen findet am 17. Juni zum Thema «Allgemein zugängliches Ladenetz» statt.
