Jahresende heisst Budgetzeit
Die Vorbereitung des Budgets einer Gemeinde kann einem Drahtseilakt gleichen. Auf einem schmalen Grat zwischen Ausgaben und Einnahmen bereiten die Gemeindeexekutiven das kommende Jahr vor, legen Ziele fest und bestimmen die Mittel, mit denen diese erreicht werden sollen. Einige Budgetposten lassen wenig Raum für Kreativität oder Fantasie – wenn man denn die Gemeindefinanzen mit diesen Worten beschreiben will. Zum Beispiel die Kosten der Verwaltung: Selbst im Zeitalter der Digitalisierung wird noch Papier verwendet. Diese Kosten mögen zwar sinken, aber sie sind da, und man muss damit zurechtkommen. Der Budgetspielraum wird passabel erweitert, wenn das Gemeindevermögen betroffen ist: Instandhaltung von Gebäuden, Strassen, Grünflächen, Wäldern. Ebenso kann eine Gemeinde Unterstützung für Kultur und Sport oder Freizeitangebote gewähren.
Die Flexibilität, die sich scheinbar bei der Aufstellung des Budgets bietet, ist jedoch an eine unabdingbare Voraussetzung geknüpft: die finanziellen Einnahmen. Zwar nehmen alle Gemeinden Steuern ein, doch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen ihnen, zum Beispiel je nach Anzahl der Steuerzahler oder der Vitalität des Wirtschaftsstandorts. Die grosse Frage stellt sich, wenn die Gemeinde ausser den Steuern keine weiteren Einnahmequellen hat. Dann muss man umso mehr den Seiltänzer spielen und die Beträge, die jedem Ressort und jedem Posten zugewiesen werden, ausbalancieren. Hier kommen politische Grundsätze ins Spiel. Jeder legt seine Bedürfnisse und Wünsche auf die Balancestange des Seiltänzers, der nur eine Aufgabe hat: das andere Ende des Seils zu erreichen und dabei das Gleichgewicht zu halten.