Gemeinderanking: Mümliswil-Ramiswil schlägt zurück
Die Solothurner Gemeinde Mümliswil-Ramiswil war gleich mehrmals Schlusslicht im Gemeinderanking der «Handelszeitung». Die Gemeinde nimmts mit Humor: Immerhin brachte die zweifelhafte Auszeichnung einige Medienaufmerksamkeit. Sie nahm dies jedoch auch als Anlass, eine Bevölkerungsumfrage zu lancieren. Deren Ergebnisse fielen durchaus positiv aus – und fliessen in die künftige Gemeindepolitik mit ein.
Etwas enttäuscht war der Gemeinderat vom Mümliswil-Ramiswil (SO) ja schon, als das diesjährige Gemeinderanking der «Handelszeitung» Mitte September publik wurde. Mümliswil-Ramiswil lag nämlich nicht mehr auf dem letzten Platz wie in den Jahren zuvor, sondern auf Rang 935 von 954. «Wir wissen nicht, woran das liegt», sagt Vizegemeindepräsident Rolf Jeggli. «Entweder sind wir besser geworden oder die anderen Gemeinden viel schlechter», witzelt sein Gemeinderatskollege Beat Siegrist.
Die «Handelszeitung» erstellt jedes Jahr ein Ranking aller Schweizer Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern, was knapp 1000 Gemeinden entspricht. Kriterien sind unter anderem die Immobilienpreise, die Höhe der Steuern, die Sicherheit und die Lage der Gemeinden, das Angebot an Schulen, Betreuungseinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten. Meggen (LU) führt das Gemeinderanking 2024 an. Auf den vorderen Plätzen finden sich vornehmlich Gemeinden aus der Innerschweiz und dem Kanton Zürich mit Seeanstoss. Schlusslicht ist 2024 Val-de-Travers im Neuenburger Jura.
Das Gemeinderanking ist in Mümliswil-Ramiswil in den letzten Jahren zu einer Art Running Gag geworden. «Klar war es etwas deprimierend, als wir das erste Mal Schlusslicht waren», sagt Vizegemeindepräsident Jeggli. Mittlerweile nehme man die Sache aber mit Humor. Und immerhin: Die Gemeinde erhielt viel mediale Aufmerksamkeit, von einem Porträt im nationalen Fernsehen bis hin zu einer TikTok-Kampagne.
Freizeitangebot top
Die flächenmässig grösste Gemeinde des Kantons Solothurn hat trotz der schlechten Bewertung einiges zu bieten. Sie liegt hinter zwei Juraketten in einem eigenen Tal, aus dem der Scheltenpass und der Passwang hinausführen – diese sind bei Töff- und Velofahrerinnen und -fahrern beliebt. Und auch der Bevölkerung gefällt es ganz gut da. Das zeigt eine Umfrage, welche die Gemeinde dieses Jahr zusammen mit einem professionellen Institut durchgeführt hat. «Wir wollten wissen, was eigentlich die Einwohnerinnen und Einwohner selbst über unsere Gemeinde denken», sagt Gemeinderat Beat Siegrist. «Ihre Meinung zählt schliesslich, für sie setzen wir uns ein», fügt Rolf Jeggli hinzu.
Von den knapp 2500 Einwohnerinnen und Einwohnern antworteten mehr als 500 quer durch alle Altersschichten, was einem sehr guten Rücklauf entspricht. Die Bevölkerung lobte dabei vor allem das Freizeit- und Kulturangebot. In der Gemeinde sind mehr als 50 Vereine aktiv, die immer wieder grössere Feste organisieren, an denen alle mit anpacken – wie zuletzt etwa beim kantonalen Musikfest. «Wenn hier in der Region ein grösserer Anlass stattfinden soll, heisst es: Machen wir es in Mümliswil, die können das», sagt Beat Siegrist.
Das Hallenbad und die eigene Primarschule dürften ein Grund sein, weshalb die Einwohnerinnen und Einwohner die Gemeinde als familienfreundlich empfinden. Die Bevölkerung lobt auch die Gemeindeverwaltung. Rolf Jeggli sagt dazu: «Die Verwaltung ist sehr flexibel und nimmt auch einmal Anliegen ausserhalb der Öffnungszeiten entgegen. Diese Nähe schätzen die Menschen hier sehr.»
«Wir wollten wissen, was eigentlich die Einwohnerinnen und Einwohner selbst über unsere Gemeinde denken.»
Weniger Läden
Trotzdem gab es auch einige Kritikpunkte: Etwa dass das Einkaufs- und Dienstleistungsangebot zu wünschen übrig lasse. Der Gemeinderat erklärt sich dies damit, dass in den letzten Jahren gleich mehrere Läden geschlossen haben und die Post ihre eigene Filiale aufgab. Dennoch gibt es noch einen Supermarkt und ein paar weitere Läden in der Gemeinde. Auch den Bereich Leben im Alter und Mobilität bewerten die Mümliswilerinnen und Mümliswiler nicht besonders gut, ebenso wie die wirtschaftliche Attraktivität – was mit den eher hohen Steuern zusammenhängen könnte.
Einige Anliegen der Bevölkerung hat die Gemeinde bereits seit Längerem auf dem Schirm, und eine Verbesserung ist bereits geplant. So soll in der Nähe des Dorfkerns eine neue Überbauung mit Wohnungen entstehen, die insbesondere für die ältere Bevölkerung attraktiv sein werden. Allerdings sind aufgrund der Befragung nun keine konkreten Projekte entstanden. Aber, so Rolf Jeggli und Beat Siegrist, der Gemeinderat werde bei seiner Arbeit und in seinen Entscheiden künftig die Rückmeldungen der Bevölkerung miteinbeziehen.
Was die beiden betonen: Die grosse Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwohner denkt nicht darüber nach umzuziehen. «Das spricht dafür, dass es diesen Menschen hier gut gefällt», sagt Beat Siegrist. Tatsächlich dürfte für eine Familie mit begrenztem Budget, die ein ruhiges Haus im Grünen sucht, Mümliswil-Ramiswil die bessere Wahl sein als das teure Meggen. Gemeinderanking hin oder her.
Zahlen und Fakten
Die Gemeinde Mümliswil-Ramiswil umfasst das Guldental im Solothurner Jura und besteht aus den beiden Dörfern Mümliswil und Ramiswil und dem Weiler Reckenkien. Mit einer Fläche von 35,5 km2 ist sie die flächenmässig grösste Gemeinde im Kanton Solothurn. 2458 Menschen leben dort.