Ein öffentlicher Raum mit viel Grün: der «Rayon Vert» in Renens (VD).

Flâneur d’Or 2023: Bühne frei für den «Rayon Vert» in Renens

06.10.2023
10 l 2023

Der «Rayon Vert» in Renens (VD) erhält den Hauptpreis des Flâneur d’Or 2023. Der von Fussverkehr Schweiz, dem Bundesamt für Strassen und seinen Partnern veranstaltete Wettbewerb zeichnet beispielhafte Fussgängerinfrastrukturen aus.

Die neue Passerelle über die Gleise des Bahnhofs Renens (VD)  im Westen Lausannes verbindet den Norden und den Süden der Stadt. Als Rückgrat einer stark wachsenden Verkehrsdrehscheibe bietet der «Rayon Vert» Zugang zu allen öffentlichen Verkehrsmitteln: zu Bussen, Zügen, der Metro und ab 2026 auch zum Tram. Das Projekt ist Teil des neu gestalteten Bahnhofs Renens. Die Unterführung wurde verbreitert, die Perrons und die Vordächer modernisiert. Die ganze Infrastruktur ist jetzt für Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.

Eine Brücke – aber nicht nur

Dass die Fussverkehrsbrücke und der restliche Bahnhof in den Händen des gleichen Planungsteams lagen, verleiht dem Ganzen eine Kohärenz und Kontinuität: das blaue Dach, das Mobiliar aus Holz, in den Asphalt eingelassene Pflanzenmotive, ein harmonisches Farbkonzept. Die Umbauten waren dringend nötig. Mit täglich 30 000 Passagieren ist Renens (VD) der drittgrösste Bahnhof der Westschweiz und wichtiger Zugangspunkt zum Campus der EPFL und zur Universität Lausanne. Bis 2030 dürften die Fussgängerströme auf das Doppelte anwachsen.

Die monumentale Treppe ist eines der Aushängeschilder des «Rayon Vert». Die Passerelle weist eine Breite von 11 bis 16 Metern auf und erstreckt sich über 150 Meter. Sie wird so zu einem grosszügigen Raum für Aufenthalt und Durchgang und bietet eine atemberaubende Aussicht. Die Brückenkonstruktion besticht durch ihre Leichtigkeit. Seinen Namen verdankt der «Rayon Vert» der Bepflanzung, einer seitlichen Efeuwand. Weder Ladengeschäfte noch Werbung unterbrechen den Weg. Am Ende mündet der Fussgängersteg auf beiden Seiten in je einen Platz, und beide sind als Begegnungszonen konzipiert. Deren Gestaltung zeugt vom gleichen Geist, der auch die anderen Projektelemente kennzeichnet: Bänke, Brunnen und viel Raum, um die mannigfaltigen Wegverbindungen am Bahnhof zu gewährleisten.

Obwohl der zu überwindende Höhenunterschied bei einer Überführung grösser ist als bei einer Unterführung, vermittelt das Ergebnis eine Qualität auf einem anderen Niveau: einen erlebbaren öffentlichen Raum, in dem man bei Tag oder Nacht gerne zu Fuss unterwegs ist. Der «Rayon Vert» löst viele Herausforderungen auf elegante Art und könnte so zu einem Vorbild für andere Bahnhöfe werden.

Übersicht prämierter Projekte:

Erster Preis:

■ Renens (VD): Rayon Vert (passerelle et places de gare)

Auszeichnungen:

■ Castel san pietro, Monte (TI): un villaggio per tutte le età

■ Genève (GE): Plage des Eaux-vives et Port Noir

■ Sierre (VS): Aménagement temporaire participatif – Sous les platanes, la place

■ Lausanne (VD): Aménagement temporaire participatif – Les Echelettes

■ Attalens (FR): Zone 30 et réaménagement du centre du village

■ Zurich (ZH): Negrellisteg

■ Bern (BE): Bern baut: Strassenräume – für die Bedürfnisse der Menschen – Konzept

Erwähnungen:

■ Basel (BS): Neuorganisation des Wielandplatzes T30

■ Genève (GE): Place du Petit-Saconnex – zone de rencontre

■ Canton du Valais: Publication Connexions – Bancs publics

Jenny Leuba
Fussverkehr Schweiz