Felsberg: Wo Energie auch Schule macht
Die Schule in Felsberg hat sich als erste im Kanton Graubünden und als eine der ersten in der Schweiz die Auszeichnung «Energieschule» verdient. Der Leistungsausweis steht für ein umfassendes Engagement rund um Energie, Klima und Nachhaltigkeit im Unterricht und im ganzen Schulbetrieb.
In der Schule Felsberg erzeugen nicht nur drei Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Liegenschaften einen grossen Teil des Strombedarfs des Schulareals selbst, hier wirkt auch der «Club der Weltretter». Die Mitglieder verkaufen lokale Produkte wie Eier oder Selbstgebackenes und spenden den Erlös einer Umweltorganisation. «Der Club ist ein schönes Beispiel für die Eigeninitiative, die unsere Schülerinnen und Schüler auf dem Weg als Energieschule entwickelt haben», sagt Schulleiter Mathis Schlittler, der das Projekt Energieschule leitet und koordiniert.
Praxisnahes Projekt
Angeregt von der Energiekommission der Gemeinde Felsberg (GR), die seit 2009 das Label Energiestadt trägt, ist die Schule 2018 in den Prozess eingestiegen. Dabei haben nach Ausführungen von Schlittler unter anderem fachliche Überlegungen bei der Umsetzung des Lehrplans 21 dazu geführt, sich als Schule für die vertiefte und langfristige Auseinandersetzung mit Energie- und Klimathemen zu engagieren. «Der Lehrplan 21 fordert Kompetenzen in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft und nennt explizit die fächerübergreifende Bildung zur Nachhaltigkeit, sodass uns die Anliegen der Energieschule eine willkommene Möglichkeit bieten, die eher abstrakten Anliegen des Lehrplans sinnvoll und praxisnah umzusetzen», sagt Schlittler. Er ist überzeugt, dass diese Praxisnähe dazu beiträgt, die Lehrpersonen zu motivieren, einen zusätzlichen Aufwand als Energieschule zu erbringen.
Die Auszeichnung Energieschule bedingt das Erfüllen eines Kriterienkatalogs. Dieser verlangt zum Beispiel, dass die Schule im Unterricht sowie im gesamten Schulbetrieb Aktionen und Massnahmen im breiten Themenfeld eines sorgfältigen Umgangs mit Ressourcen umsetzt. Das können konkret ein stromfreier Unterrichtstag, eine «Bachputzete», das Trennen von Abfall auf dem Gelände, ein Schulgarten oder Projekttage zu Sonne, Wind und Wasser sein. Ebenso führt die Schule eine Energiebuchhaltung, um den Verbrauch von Wärme, Strom und Wasser der einzelnen Liegenschaften zu verfolgen. Im normalen Unterricht sind die Themen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Biodiversität, Klima und Mobilität zu behandeln.
Partizipative Schulentwicklung
Im Prozess Energieschule werden überdies die Kinder und Jugendlichen ermächtigt, sich lokal für die Umwelt einzusetzen, sich das Wissen dazu selbst zu erarbeiten, sich eine Meinung zu bilden und diese in die Diskussion einzubringen. Da in einer Energieschule dem sogenannten Energiegremium mit Kindern und Jugendlichen, Schulleitung, Lehrpersonen und dem Hauswart die zentrale Rolle bei der Planung, Steuerung und Begleitung des Prozesses zukommt, sind alle Akteure in die Gestaltung eingebunden und Teil einer partizipativen Schulentwicklung. «Wir können unsere Schule mit den rund 46 Lehrpersonen sowie 360 Kindern und Jugendlichen vom Kindergarten bis zur neunten Klasse der Oberstufe auch als Gemeinschaft stärken», erzählt Mathis Schlittler von seinen Erfahrungen.
Innovation durch Partnerschaften
Unverzichtbares Kriterium zur Erreichung der Auszeichnung Energieschule bildet die Zusammenarbeit zwischen Schule und politischer Gemeinde. In Felsberg – einer Einheitsgemeinde – hat der Energieschule-Prozess die gegenseitige Wertschätzung und das Verständnis für spezifische Anliegen nach Beurteilung von Mathis Schlittler stark gefördert. Die Gemeinde als Schulträgerschaft und Immobilienbesitzerin verfolgt und unterstützt rein schulische Anliegen mit grossem Interesse. Die Schule trägt Aufgaben und Ziele der Gemeinde mit und leistet dadurch auch einen Beitrag an das übergeordnete Energiestadt-Label.
«Wir arbeiten als Schule an der Umsetzung der Gemeindestrategie mit und haben Einsitz in der Energiekommission», nennt der Schulleiter konkrete Beispiele. Er ergänzt, dass auf Basis der Zusammenarbeit weiterführende Projekte wie die Betriebsoptimierung der Heizzentrale oder die Sanierung der Liegenschaften gemeinsam geplant und umgesetzt werden. Mathis Schlittler vergleicht die Auszeichnung «Energieschule» mit einer Klammer, die das Engagement für eine nachhaltige Entwicklung von Schule und Gemeinde zusammenhält und Verbindlichkeiten schafft. Verschiedene einzelne und teilweise willkürliche Massnahmen sind heute einheitlich unter einem Dach, einer Idee zusammengefasst.
Die Schule strebt für das Schuljahr 2022/23 die Wiederauszeichnung als Energieschule an – ganz im Sinne des Schulleitbilds, das sie sich als Energieschule gegeben hat: «Wir verpflichten uns zu einem nachhaltigen Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und integrieren dieses Verständnis in den Schulunterricht und in den Schulalltag. Wir stehen für eine zukunftsorientierte Entwicklung aller Aspekte der Schule ein, um uns nachhaltig in der Region zu verankern.»
Ziele der Energieschule
Eine Energieschule setzt sich vertieft, kontinuierlich und umfassend für eine sorgfältige Ressourcennutzung ein – sowohl im Unterricht als auch im Rahmen des gesamten Schulbetriebs. Für dieses Engagement erhält sie die Auszeichnung Energieschule des Trägervereins Energiestadt und kann sich alle vier Jahre wieder auszeichnen lassen. Eine Schule strebt durch die Auszeichnung die folgenden Ziele an:
den Energieverbrauch und die Energiekosten im Schulhaus kontinuierlich zu senken
den Anteil erneuerbare Energien am gesamten Energieverbrauch zu steigern
das Verhalten von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Schulpersonal zum bewussten Umgang mit endlichen Ressourcen zu verändern
Die Vorbildfunktion innerhalb der Gesellschaft mit dem konkreten Einsatz für den Klimaschutz wahrzunehmen