
Elektrische Strassenkehrmaschinen als sinnvolle Alternativen
In der Regel noch gänzlich auf Verbrennungsmotoren eingestellt, werden heute Verantwortliche in Werkhöfen von Gemeinden seitens Gesellschaft und Politik mit dem Wunsch oder gar der Aufforderung konfrontiert, umweltverträglicher unterwegs zu sein. Die Umstellung auf vollelektrisch angetriebene Maschinen und Fahrzeuge drängt sich auf und soll zum Standard werden.
Die Frage ist: Können vollelektrische Arbeitsfahrzeuge – hier Strassenkehrmaschinen – mit diesel- oder benzinangetriebenen Modellen von der Leistung her mithalten? Ja, das können Sie durchaus: Sie sind zwar noch um einiges teurer in der Anschaffung, dafür wartungsfreundlicher, leiser, abgasfrei und genauso effizient – vorausgesetzt, sie werden richtig eingesetzt. Aber das ist heute bei modernen Kehrmaschinen mit fortschrittlichen Steuerungssystemen kein Problem. Auch Verbrenner richten sich nach dem Strassenzustand und seinem Verschmutzungsgrad und optimieren so Fahrstrecken und den Treibstoffverbrauch effizient. Bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen müssen Routen anders geplant und an bestehende Ladeinfrastrukturen angepasst werden, damit die Batterien der Fahrzeuge während ihrer Standzeiten schnell und sicher auf die von den Herstellern empfohlenen 80 Prozent aufgeladen werden können. Infrage kommen da zum Beispiel auch zusätzliche hauseigene Fotovoltaikanlagen auf Werkhöfen oder überhaupt verbesserte Lastmanagementsysteme, um die Ladeleistung für eine ständig grösser werdende Anzahl von Elektrofahrzeugen zu optimieren.
Sind alle Rahmenbedingungen organisiert und erfüllt, steht der Beschaffung einer vollelektrisch angetriebenen Kehrmaschine nichts im Weg.

Überschaubares, aber interessantes Angebot
Obwohl die Nachfrage nach professionellen elektrischen Strassenkehrmaschinen gross ist und immer grösser wird, ist das Angebot zurzeit noch recht überschaubar und konzentriert sich auf Kompaktkehrmaschinen mit Behältervolumen um die 2 m3. In der Schweiz machen sich vor allem Marken wie Aebi, Boschung, Bucher und Hako, aber auch Dulevo oder Tenax einen guten Namen. Sie garantieren mit leistungsstarken Batteriesystemen und Elektromotoren für einen besseren Wirkungsgrad gegenüber Antrieben mit Verbrennungsmotor und verbrauchen weniger Energie. Emissionsfrei und geräuscharm können sie je nach Jahreszeit mit einer einzigen Stromladung bis zu zehn Stunden am Stück im Einsatz gehalten werden. Im Winter, wenn in der Kabine geheizt wird, sind es etwas weniger.
Die Arbeitsfunktion und die hochwertigen Filtersysteme sind dieselben wie bei ähnlichen Maschinen, egal ob Benzin, Diesel oder Gas. Auch beim reichhaltigen Zubehör wie Kamerasystemen, Hochdruckspritzpistolen, Handsaugschlauch, Wildkrautbesen und vielem mehr unterscheiden sie sich nicht. Nur bei den Lärmemissionen. Das Publikum freuts; man hört zwar noch die Wisch- und Sauggeräusche wie eh und je, aber sonst nichts mehr. Vor allem in Fussgängerzonen oder überhaupt in Stadtzentren nerven sich Passanten nicht mehr über Motorenlärm oder beissende Abgase und, wichtig, sie haben das gute Gefühl, dass die Stadtverwaltung ihre Anliegen betreffend Umweltschutz ernst nimmt. Abgesehen davon können und werden sich wohl zukünftige Umweltauflagen auch für solche Geräte eher verschärfen.
Übersicht der Modelle
Aebi Schmidt beispielsweise bietet mit dem eSwingo 200+ eine Maschine mit vollelektrischem Fahrantrieb und einem neuartigen elektrischen Zwei- oder Dreibesenantrieb an. Die geräumige Kabine mit hochwertigen Bedienelementen macht auch längere Arbeitseinsätze zum Kinderspiel: So wird die Kehreinheit über eine Türbedienkonsole gesteuert. Die zuschaltbare Allradlenkung macht extrem enge Wendemanöver möglich. (www.aebi-schmidt.com)
Der Schweizer Hersteller Boschung präsentiert mit der Urban-Sweeper S2.0 eine ebenfalls vollelektrisch angetriebene, knickgelenkte Kehrmaschine mit 2 m³ Behältervolumen. Das Fahrzeug verfügt über ein intelligentes Batteriemanagementsystem, das für optimale Sicherheit sorgt. Gekehrt wird bei einer Arbeitsbreite von 2300 mm mit zwei Besen (2900 mm mit drittem Besen) bei maximal 18 km/h. (www.boschung.com)

Die ebenfalls knickgelenkte Bucher CityCat 2020ev ist über ihre Multifunktionsarmlehne in der gut isolierten Komfortkabine mit einer Hand zu bedienen. Die Arbeitsgeschwindigkeit beträgt maximal 15 km/h, die Arbeitsbreite mit drei Besen 2700 mm. Die Kehrgutaufnahme erfolgt über einen schwebenden Saugmund, der an einem patentierten Ausgleichsmechanismus aufgehängt ist. (www.buchermunicipal.com)

Mit der in die Bedienarmlehne integrierten Einknopfbedienung lassen sich bei der knickgelenkten Hako Citymaster 1650 ZE alle Funktionen einfach per Knopfdruck steuern, ein Display gibt dabei Auskunft über alle für den Betrieb relevanten Informationen. Gekehrt wird mit bis zu 24 km/h. (www.hako.com)

Die Aufzählung ist selbstredend nicht vollständig, Interessierte finden alle Informationen über Arbeitsleistung, Masse und Gewichte sowie Batteriesysteme auf den Websites der Anbieter.
Vorreiter Zug
In der Stadt Zug ist Werkhofleiter Urs Hubatka seit ein paar Jahren schon dabei, seine riesige Fahrzeugflotte – im Werkhof arbeiten 70 Angestellte – auf Elektroantrieb umzustellen. So finden sich auf dem Gelände mehrere Nutzfahrzeuge, Personenwagen und auch Transporter, die rein elektrisch angetrieben werden. Unter anderem sind auch zwei Kehrmaschinen eSwingo 200 von Aebi Schmidt ganztags während acht Stunden im Einsatz. Die Bevölkerung freuts, denn neben den Saug- und Wischgeräuschen sind die Maschinen praktisch lautlos unterwegs, auch morgens um sieben Uhr in der Altstadt oder in Wohnquartieren. «Die Infrastruktur im Werkhof für mehrere Ladestationen reicht bis jetzt gut aus», so Hubatka.
