Eine Tiefgarage schafft im Zentrum Raum für Menschen
Der Place des Anciens-Fossés mitten im Stadtzentrum von La Tour-de-Peilz (VD) hat sich gewandelt: weg von Asphalt, Verkehr und Parkplätzen hin zu einer Fussgängerzone. 2017 wurde er mit dem «Flâneur d'Or» ausgezeichnet.
Ausgelöst hat diese Metamorphose der Entscheid der Stadt, eine grosse Tiefgarage zu bauen. Es folgten ein Wettbewerb und eine komplette Neugestaltung. Seit 2015 laden Wasserspiele, Bänke, Spieltische und eine vielfältige Bepflanzung zum Flanieren und Entspannen ein. Der Place des AnciensFossés am Fuss der Stadtmauer im Herzen der Waadtländer Gemeinde erstreckt sich parallel zur Kantonsstrasse. An seinen beiden Enden wird er von zwei weiteren Strassen begrenzt. Er ist von Schul- und öffentlichen Gebäuden, Wohnbauten, Büros und Geschäften umgeben, darunter jene der Grossverteiler Coop und Migros. Doch der verkehrsorientierte Platz mit seinen 90 Parkplätzen unter grossen Bäumen wirkte 2012 wenig einladend. Zusätzlich trugen der Einkaufsverkehr und die Elterntaxis zur Schule dazu bei, dass die Situation für Fussgängerinnen und Fussgänger nicht ungefährlich war.
Eine Tiefgarage als Ausgangspunkt
Die Pläne für den Bau einer Tiefgarage gehen auf die Zeit Ende der 1980er-Jahre zurück. Damals lancierten die Stadtbehörden einen Architekturwettbewerb zur Aufwertung des Stadtzentrums, verzichteten dann aber letztlich auf die Umsetzung dieses Projekts. 2005 äusserte die Migros den Wunsch, ihr Geschäft umzubauen. Zusammen mit der Stadt und Coop prüfte sie mehrere Standorte für eine Tiefgarage. 2011 genehmigte die Stadt schliesslich einen Kredit für den Bau einer solchen Tiefgarage unter dem Place des Anciens-Fossés, wobei die Kosten auf die drei Beteiligten verteilt wurden. In der Folge erteilten die Behörden einen Studienauftrag an Landschaftsarchitektinnen und -architekten, um den rund 5600 Quadratmeter grossen Platz in eine Begegnungszone mit beschränkter Zufahrt für den motorisierten Verkehr umzuwandeln. Denn es zählte bereits zu den Zielen des kommunalen Richtplans, den Platz an die Fussgängerinnen und Fussgänger zurückzugeben.
Kohärente Betrachtung
Das siegreiche Projekt sah vor, den ursprünglichen Gestaltungsperimeter um diejenigen Räume zu erweitern, den an die Place des Anciens-Fossés angrenzten. Durch diesen Schritt wurde es möglich, diesen zentralen Bereich umfassend und kohärent zu betrachten. Zudem schloss das Siegerprojekt auch den Place des Terreaux mit ein. Dessen 111 Parkplätze wurden zugunsten eines vielfältig nutzbaren Platzes für Veranstaltungen, Spiel und Sport aufgehoben. Die deutliche Erweiterung der umzugestaltenden Fläche – letztlich waren es über 14 000 Quadratmeter –, aber auch die Materialwahl führten zu deutlich höheren Kosten im Vergleich zu den ersten Schätzungen.
Die Arbeiten dauerten weniger als drei Jahre und wurden in einem Zug durchgeführt, um wiederholte Unannehmlichkeiten für die Quartierbevölkerung und die Gewerbetreibenden zu vermeiden. Und das Ergebnis überzeugt. Der ehemalige Strassenraum ist heute eine langgestreckte, einladende Fussgängerzone, die durch Bepflanzungen und Wasser strukturiert wird und deren Pflasterung aus Granitsteinen Abwechslung in die sonstigen Grautöne bringt. Verschiedene Atmosphären und Nutzungsangebote prägen den Platz: Der kleine Placette du Temple, auf dem auch der Wochenmarkt stattfindet, begeistert im Sommer die Kinder mit seinem Wasserspiel. Hier können sie gefahrlos spielen, während ihre Eltern oder Grosseltern, im Schatten der Kirche sitzend, sie im Auge behalten können. Gegenüber dem Collège des Marronniers laden ein Springbrunnen und Spieltische zwischen Feldahornbäumen zum Entspannen und Spielen ein. Auf dem Placette Centrale befindet sich der überdachte Fussgängerzugang zur Tiefgarage, während schliesslich auf einem kleinen Platz vor dem Gemeinschaftszentrum Kulturveranstaltungen im Freien durchgeführt werden können.
In einer Rinne aus Granit, die sich an der gesamten Länge des Platzes entlangzieht, plätschert Wasser. Sie erinnert an den alten Stadtgraben, dessen Mauern aus dem späten 13. Jahrhunderts bei Ausgrabungsarbeiten teilweise freigelegt wurden. Hier und dort sind Holzbänke in die Betonmauern integriert, welche die bepflanzten Flächen abgrenzen. Abstellplätze für Zweiräder und öffentliche Toiletten vervollständigen die Gestaltung. Einziger Wermutstropfen: Die Zufahrten zur Tiefgarage an beiden Platzenden bleiben trotz intensiver Bepflanzung etwas zu deutlich sichtbar.
Ein Rückgrat aus Plätzen und Fussgängerzugängen
Ausser für die Anlieferung ist der Platz für den motorisierten Verkehr gesperrt. Zwei Fussverkehrsachsen verbinden das Bahnhofquartier mit dem historischen Zentrum und dem See. Dieser Raum, der früher den Autos und Parkplätzen vorbehalten war, hat sich in eine attraktive Fussgängerzone verwandelt – in einen Ort der Entspannung, der Begegnung und der Geselligkeit. Die hochwertige Umgestaltung beeindruckte übrigens auch die Fachorganisation Fussverkehr Schweiz. Sie hat dem Platz 2017 im Rahmen des Wettbewerbs «Flâneur d'Or» eine Auszeichnung verliehen.
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