Eine App, die das tägliche Leben vereinfachen soll
Die Gemeinde Stabio ist eine der ersten Gemeinden im Kanton Tessin, die eine App für die Kommunikation mit ihren Einwohnern einsetzt. Die Verantwortlichen berichten von ihren Erfahrungen.
Es wird nicht alles kommuniziert. Zum Beispiel dann nicht, wenn eine Katze verloren geht oder ein Vereinsaperitif stattfindet. Aber wenn es ein Problem gibt, das alle betrifft, aktiviert die Gemeinde Stabio eine Pushnachricht, die sofort auf den Smartphones der Einwohnerinnen und Einwohner erscheint. «Das können zum Beispiel gesperrte Strassen sein oder wenn wir zu einem Infoabend einladen», erklärt Alex Beffa, stellvertretender Gemeindesekretär von Stabio. Der 32-Jährige sitzt im Konferenzraum des Gemeindehauses und spricht mit lebhaften Handbewegungen. Er ist für diese Applikation, die auf Android und iPhone heruntergeladen werden kann, sowie auch für zahlreiche andere Aufgaben der Gemeinde zuständig.
Er zückt sein Smartphone, und auf dem Display erscheint die App. Darauf sofort zu sehen sind das aktuelle lokale Wetter, aktuelle Informationen über die Gemeinde und Nachrichten. «Die Nutzer können uns nicht antworten», erklärt Beffa. «Die App repräsentiert die Gemeinde und kommuniziert auf klarem und direktem Weg mit den Einwohnern. Wenn es wichtige Informationen gibt, aktivieren wir eine Pushnachricht, die schnell von den Bildschirmen abgelesen werden kann. Wenn jemand mehr Informationen wünscht, kann er auf den Link klicken und erhält dann ausführlichere Informationen und mehr Text. Also kurz gesagt: ein schneller und einfacher Service für alle.»
Auch ältere Menschen wissen die App zu schätzen
Im Jahr 2015 beschloss die Exekutive von Stabio, die Einwohner nicht nur über das Internet oder die Post zu informieren, sondern auch zeitgemässe digitale Systeme zu nutzen, also eine App. Die Firma Digital Code Sagl aus Chiasso programmierte diese App, und die letzten Änderungen und Verbesserungen wurden vor drei Jahren umgesetzt. «Da es sich um einen Prototyp handelt, zahlt die Gemeinde Stabio nur 1200 Franken für das Jahresabonnement», erklärt Alex Beffa. Von den 4586 Einwohnerinnen und Einwohnern haben mehr als 800 Personen diese Anwendung der Gemeinde heruntergeladen. «Die beliebteste Rubrik ist die Titelseite, gefolgt vom Wetter und vom Informationsteil», sagt der stellvertretende Gemeindesekretär. «Es war interessant, herauszufinden, dass es viele ältere Menschen gibt, sagen wir 50 Jahre und älter, welche die Anwendung gerne nutzen.»
«Es war interessant, herauszufinden, dass es viele ältere Menschen gibt, sagen wir 50 Jahre und älter, welche die Anwendung gerne nutzen.»
Darunter auch M. E., die nicht mit vollem Namen genannt werden möchte. Sie ist 77 Jahre alt und in Stabio geboren und aufgewachsen. «Ich habe die App heruntergeladen, weil ich dank ihr direkt Zugtickets reservieren kann, und das finde ich sehr praktisch. Und da ich sie schon auf meinem Smartphone habe, halte ich mich von Zeit zu Zeit über die Aktivitäten der Gemeinde auf dem Laufenden.» Sie arbeitete als Pflegerin in der Psychiatrie und nutzte häufig den Computer, um medizinische Unterlagen zusammenzustellen. «Ich bin es also gewohnt, einen Computer oder sogar eine App zu bedienen, man muss nur wissen, welchen Knopf man drücken muss, um die Informationen zu finden.» Sie ist im örtlichen Tageszentrum aktiv und bringt dort auch anderen Menschen bei, wie sie die App herunterladen und nutzen können. «Ich habe festgestellt, dass Menschen aus anderen Ländern auf diese Weise zum Beispiel mit Verwandten oder Freunden aus ihrem Heimatland in Kontakt treten konnten, von denen sie schon lange nichts mehr gehört haben.»
Eine sehr kommunikative Gemeinde
Warum ist Stabio bei der Digitalisierung so weit vorne mit dabei, während grössere Städte weniger weit sind? «Das ist schwierig zu sagen», antwortet Claudio Currenti, der Gemeindesekretär von Stabio. «Vielleicht liegt es daran, dass Stabio kleiner und daher leichter zu verwalten ist. Die kommunalen Strukturen sind kleiner und erlauben daher schnellere Veränderungen.» Ein weiterer Aspekt, den Claudio Currenti hervorhebt, ist die Tatsache, dass es in dem Gebiet viele aktive Vereine gibt. «Auch hier kann ich nicht sagen, woher diese Tradition kommt, aber in Stabio gibt und gab es immer viele Gruppen und Vereine, die sich regelmässig treffen. Wir haben also von Grund auf viele Leute hier, die gerne in Kontakt bleiben und informiert werden wollen.»
Um mehr Ordnung in die Informationen zu bringen, veröffentlicht Stabio nicht alle Veranstaltungen einzelner Vereine. «Aber wir organisieren einige Gemeinschaftsveranstaltungen, zu denen die Vereine eingeladen sind, Essen und Getränke mitzubringen.» Der Instagram-Account von Stabio mit seinen rund 990 Followern wird ebenfalls vom Gemeindesekretär persönlich verwaltet. «Es gibt verschiedene Organisationen hier, die über digitale Kanäle kommunizieren. Das Museum für ländliche Kultur in Stabio hat zum Beispiel einen WhatsApp-Chat eingerichtet, in dem es über seine Aktivitäten informiert, in dem man aber nicht antworten kann. Eine Art Newsletter auf dem Smartphone.»
Das Gleichgewicht zwischen Nutzern und Gemeinde
«Eine App muss nützlich sein und darf nicht stören», erklärt Silvana Alliata. Die 40-jährige Grafikdesignerin lebt mit ihrer Familie in Stabio und nutzt die App der Gemeinde regelmässig. «Die Pushnachrichten sind sehr nützlich. So weiss ich zum Beispiel, wenn eine Strasse gesperrt ist und ich eine andere Route mit dem Auto wählen muss. Ich erhalte sie mehr oder weniger alle zehn Tage und finde das perfekt. Wenn ich jede Stunde eine Nachricht erhalten würde, würde ich die App löschen.» Silvana schaut kurz auf ihr Smartphone und sagt: «In den letzten Tagen habe ich eine Einladung zu einer Präsentation des neuen Stausees in Bella Cima erhalten, und in der Vergangenheit habe ich die Nachricht erhalten, dass in der Nähe des Sees ein Klassenzimmer für interdisziplinäre Aktivitäten eingerichtet wurde. Ich habe es noch nicht geschafft, es zu besuchen, aber ich werde auf jeden Fall bald mit den Kindern dorthin fahren.» Sie nutzt die App auch, um die Zeitungen im Voraus zu kaufen oder um die Subventionen der Gemeinde zu nutzen. «Das ist definitiv ein sehr praktischer Teil dieser App.»
Obwohl es nicht viele Nutzer gibt, glaubt die Gemeinde an das Projekt und sieht der weiteren Entwicklung positiv entgegen. «Die App ist für uns alle eine gute Erfahrung», schliesst der stellvertretende Gemeindesekretär Alex Beffa und nickt zufrieden. «Wir werden sehen, was die Zukunft bringt und wie sich die Gemeinde auf die Veränderungen der Digitalisierung einstellen wird.»