Ein digitaler Wegweiser hilft Milizbehörden in Krisensituationen
Der von kommunalen Krisenstäben entwickelte KRISENKOMPASS® entlastet Milizbehörden in Krisensituationen. Der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) unterstützt das Instrument, weil es einen Mehrwert für die Gemeinden schaffen kann. SGV-Mitglieder profitieren von Vorzugskonditionen.
Krisenstäbe von Behörden sind mit vielen Bedrohungen konfrontiert. Die Verantwortlichen sind dabei auf ein funktionierendes Krisenmanagement angewiesen, je nach Ausmass der Krise auch auf Unterstützung durch Bund und Kanton. Doch bis diese Hilfe eintrifft, muss sich die Gemeinde selbst führen, entscheiden und organisieren. Zudem kann mit jedem Ressort- und Behördenwechsel wichtiges Know-how verloren gehen. Neue Gemeinde- und Stadträte brauchen Zeit, um sich in die Thematik des Notfall-, Bedrohungs- und Krisenmanagements einzuarbeiten. Mit dem Krisenkompass® erhalten Behörden und ihre Krisenstäbe kompetente Hilfe, die einfach verständlich und jederzeit verfügbar ist.
Diese rasch und mobil verfügbare Hilfestellung ist entscheidend für die Schadensbegrenzung. Mit dem Krisenkompass®, dem digitalen Wegweiser zu Analyse, Schutz und Bewältigung, erhalten die Verantwortlichen sofort greifbare, topaktuelle Unterlagen sowie Praxisbeispiele für die Ausbildung. Ausserdem werden sie intuitiv und effizient durch jede kritische Situation gelotst. Die App ist online und offline verfügbar und kann auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Notebook genutzt werden.
Was kann der KRISENKOMPASS®?
• Er bewertet einzelne Risiken individuell in Echtzeit
• Er alarmiert den Krisenstab über «LODUR»
• Er schlägt praxisbewährte Schutz- und Einsatzkonzepte für die Krisenstabsarbeit vor
• Er lotst mit edukativ aufbereiteten Checklisten effizient durch ein Ereignis und dessen Nachbearbeitung
• Er hält alle aktuellen Gefährdungsdossiers des Bundes und wichtige Links bereit
• Er hilft schrittweise, ein Ereignis im Schulkontext zu bewältigen
• Er sammelt gemeindeinterne Dokumente zentral an einem Ort
Risikoanalysen: Der KRISENKOMPASS® analysiert rasch und zuverlässig die Risiken im Gemeindealltag, zum Beispiel Unwetter, Naturgefahren, gewaltbereite Personen, Sicherheit im Gemeindehaus, Grossanlässe, und er empfiehlt präventiv bauliche, organisatorische und personelle Massnahmen. Zudem können gemeindeeigene Risikoanalysen im dazugehörigen Archiv abgelegt werden.
Schutz- und Einsatzkonzepte: Der KRISENKOMPASS® stellt zahlreiche Schutz- und Einsatzkonzepte zur Vorsorge und Planung zur Verfügung – praxisnah und strukturiert (zum Beispiel Aus- und Aufbau Krisenstab, Prävention, Evakuierung, Schutz «kritischer Infrastrukturen und Dienstleistungen», Notfalltreffpunkte usw.). Zusätzlich können gemeindeeigene Schutz- und Einsatzkonzepte abgelegt werden.
Ereignisbewältigung: Die edukativ aufbereiteten Checklisten zur Ereignisbewältigung unterstützen während und nach einer Krise, um das Erlebte aufzuarbeiten und Krisenfolgen zu meistern. Beispiele dafür sind Bombendrohungen, Grossbrände, Hochwasser, der Todesfall einer Schlüsselperson oder zielgerichtete Gewalt. Gemeindeeigene Notfallpläne und Checklisten können ergänzend abgelegt werden.
Das Modul SCHULE: Es bringt Handlungsempfehlungen bei psychischen Problemen, Bedrohungen, Gewalt oder Todesfall – praxiserprobt und konkret auf die Schulsituation angewandt. Auch hier können schulinterne Checklisten oder Notfallpläne archiviert werden. In allen Modulen sind die gemeindeeigene Struktur und deren Inhalte jederzeit von der Gemeinde selbst anpassbar.
Best Practice: Dank dieser Funktion können Gemeinden und Städte ihre bewährten Konzepte austauschen und so voneinander profitieren. Im Newsroom werden Neuigkeiten oder begleitende Weiterbildungsangebote direkt eingeblendet. So sind Berufs- und Milizbehörden jederzeit auf dem neusten Stand.
Mit dem KRISENKOMPASS® können sich die Behörden über die Gemeinde- und Stadtgrenze hinweg einfacher vernetzen, weil sie mit dem hilfreichen Tool die gleiche Sprache sprechen beziehungsweise sich anhand der aufgezeigten Hilfen schneller und besser verstehen. Mit dem KRISENKOMPASS® erhalten Behörden und ihre Krisenstäbe eine kompetente Hilfe zur Überprüfung und allenfalls zur Qualitätssteigerung ihrer Massnahmen. Das hilft insbesondere Milizbehörden, die noch wenig Krisenerfahrung haben, und entlastet sie bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe gegenüber der Bevölkerung und sich selbst.
Der KRISENKOMPASS® hilft in der App-Version unabhängig von der IT der Gemeinde und vom Internet, weil alle Daten offline verfügbar sind. Die Datenbank liegt verschlüsselt auf Schweizer Servern (FINMA- und ISO-27001-zertifiziert) und garantiert damit Handlungsfreiheit, wenn die eigene IT vorübergehend nicht mehr funktioniert. Der Server wird zudem ausschliesslich mit erneuerbaren Energien betrieben.
Wer hat den KRISENKOMPASS® entwickelt?
Der KRISENKOMPASS® wurde durch ein Team mit langjähriger Praxiserfahrung aus Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Bevölkerungsschutz, Armee, Luftfahrt, Notfallpsychologie, Schule und Behördentätigkeit erarbeitet.
Gemeinsam sind Gemeinden und Städte stärker: Das ist auch das Credo des KRISENKOMPASS®-Teams. Schliessen sich mehrere Gemeinden in einem regionalen Führungsorgan zusammen, profitieren sie von einem günstigeren Pro-Kopf-Tarif. Aber auch regional für den Bevölkerungsschutz zusammengeschlossene Gemeinden können selbstverständlich ihre Gemeindeautonomie wahren und im eigenen Bereich geschützt interne Dokumente hinterlegen.
Die Stiftung des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV) hat die Entwicklung des KRISENKOMPASS® mit einem einmaligen Beitrag unterstützt. SGV-Mitglieder profitieren von einer Vergünstigung von 10 Prozent auf den Initialisierungskosten des Tools.
Weitere Informationen:
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«Das ging mir persönlich sehr nahe»
Herr Ziegler, welche Notfälle und Krisen haben Sie in Ihrer bisherigen Tätigkeit als Gemeindepräsident von Elgg erlebt?
Christoph Ziegler: Wir hatten Brandstiftung mit einer Serie von rund 30 Bränden, die durch ein Mitglied der eigenen Feuerwehr gelegt wurden. Und den Brudermord: Einer meiner Schüler hatte seinen eigenen Bruder ermordet. Diese Krise hat mich am meisten herausgefordert. Und jetzt fordert uns natürlich auch die Coronapandemie.
Das ist viel für eine Gemeinde wie Elgg mit rund 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Wie belastend war das für Sie einerseits in der Rolle als oberstes Mitglied der Behörde und andererseits als Mensch?
Ziegler: Am belastendsten war die Tatsache, dass ich sowohl Täter wie Opfer dieser Familie gut kannte. Das ging mir persönlich sehr nahe. Bei der Brandserie kam zum Glück niemand zu Schaden – offenbar hatte der Täter das so vorgesehen. Belastend war damals aber besonders, dass ich bei jedem neuen Feuer den Medien Auskunft geben sollte.
Wie hätte der KRISENKOMPASS® Ihnen oder Ihrem Krisenstab bei den damaligen Entscheidungen geholfen?
Ziegler: Ich denke, ich hätte mich sicherer gefühlt, hätte das «ganze Pensum» routinierter «abspulen» können. Es kam ja im Nachhinein gesehen zum Glück sehr gut heraus, auch im Umgang mit den Medien und mit den Betroffenen. Aber ich wäre sicherer gewesen bei den Entscheidungen, und ich hätte weniger Kraft gebraucht. Dieses Tool hilft nicht nur bei der Bewältigung eines Ereignisses. Es hilft bereits vorher, beispielsweise durch die Gefahrenanalyse, sodass man etwas ruhiger schlafen kann. Denn ich weiss, dass ich im Notfall ein Instrument zur Hand habe, auf das ich sofort zugreifen kann.
Was empfehlen Sie anderen Gemeinden für das Notfall- und Krisenmanagement im Gemeindealltag und im Blick auf den Bevölkerungsschutz?
Ziegler: Ich glaube, es ist wichtig, all die Konzepte und Blätter, die irgendwo in Ordnern abgelegt sind, wieder einmal hervorzuholen. Wenn ich an den Pandemieplan denke, den wir vor zehn Jahren gemacht haben mit dem Gedanken, was brauchen wir so und was nicht: Da mussten wir alle Unterlagen zusammensuchen. Es ist wichtig, Veraltetes zu entsorgen. Denn die Unterlagen im Krisenkompass® sind aktuell, Stand 2021. So sind wir immer auf dem neuesten Stand, sind «putzt und gschträld».
Was schätzen Sie am KRISENKOMPASS®?
Ziegler: Er ist niederschwellig. Als Gemeindepräsident kann ich ein grosses Feld von Aufgaben angehen: zum einen die Gefahrenanalyse, bei der man relativ schnell einen Überblick über mögliche Schwierigkeiten erhält. Zum anderen finde ich bestechend, dass alle Informationen, die man schnell zur Hand haben muss, auf dem Handy verfügbar sind. So komme ich schnell zur nötigen Information, zum Beispiel auch über die Suchfunktion. Diese ist vor allem dann hilfreich, wenn man etwas nervös ist. Hinzu kommt, dass zwischen der Gemeinde und dem regionalen Führungsorgan Synergien genutzt werden können. Die Informationen sind so gebündelt, dass beide am gleichen Ort fündig werden und nicht jeder für sich etwas zusammenstellen muss. Und mit dem Krisenkompass® werden diese Verantwortlichen auch fitter im Umgang mit Notfällen und Krisen. Aus meiner Sicht lohnt es sich, mit dem Tool zu arbeiten, weil man damit schnell zum Ziel kommt. Man muss nicht sehr viel Zeit investieren, um ein Resultat zu erhalten.