Am Jugendforum 2022 machten Jugendliche konkrete Verbesserungsvorschläge.

Die Stadt Martigny setzt sich für ihre Jugend ein

07.02.2024
1-2 l 2024

Mit der Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» von Unicef Schweiz und Liechtenstein engagiert sich Martigny (VS) für die Kinder und Jugendlichen. Dazu führt sie konkrete Massnahmen ein, die sich direkt auf das Lebensumfeld auswirken.

Die Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» (KFG) von Unicef Schweiz und Liechtenstein richtet sich an alle Gemeinden, die Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt ihrer Gemeindeentwicklung stellen möchten. Grundlage bildet dabei die UN-Konvention über die Rechte des Kindes, kurz Kinderrechtskonvention, die mittels der Initiative KFG auf kommunaler Ebene umgesetzt werden soll, insbesondere im Rahmen bestehender Gesetze, Vorschriften, Budgets und Programme. Das Ziel? Das Lebensumfeld, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen, zu verbessern und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Denn jedes Kind soll sein Potenzial bestmöglich entfalten können.

Die Initiative in Kürze

Die Initiative, die 2006 in der Schweiz lanciert wurde, wird mittlerweile in über 60 Städten und Gemeinden unterschiedlicher Grössen und Sprachregionen umgesetzt. Mehrere Kantone unterstützen die Initiative wie auch teilnehmende Gemeinden ausserdem zusätzlich. Der Prozess zur Zertifizierung besteht aus mehreren Schritten, die für alle Gemeinden obligatorisch sind, jedoch an die individuellen Gemeindegegebenheiten angepasst werden können.

Am Anfang steht eine erste Standortbestimmung sämtlicher bestehender Leistungen und Angebote für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde. In einem zweiten Schritt werden Kinder und Jugendliche direkt befragt. Sie erhalten die Gelegenheit, ihre Bedürfnisse zu äussern und Verbesserungsvorschläge für ihre Gemeinde einzubringen. Auf Basis der in beiden Etappen erhobenen Informationen wird ein Aktionsplan mit konkreten Massnahmen ausgearbeitet. Nach erfolgreicher Evaluation und positivem Kommissionsentscheid wird den Gemeinden von Unicef Schweiz und Liechtenstein das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» verliehen. Durch regelmässige Neubewertungen können die erreichten Erfolge gemessen und alle vier Jahre neue Schwerpunkte definiert werden.

Umsetzung durch die Stadt Martigny

Die Stadt Martigny (VS) wurde im Frühling 2021 mit diesem Label ausgezeichnet. Es macht den gemeinsamen Effort der verschiedenen Dienststellen sichtbar, damit der Schutz, die Förderung und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Martigny bei der Stadtentwicklung eine besondere Bedeutung erhalten. So wurde ein Aktionsplan mit zehn Massnahmen ausgearbeitet, die Martigny bis 2024 umsetzen möchte. Mit diesem Plan unterstreicht die Stadt ihre Absicht, eine kommunale Kinder- und Jugendpolitik zu entwickeln. Gleichzeitig soll damit aber auch die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Dienststellen und Institutionen gestärkt werden. Martigny setzt sich ausserdem dafür ein, dass die Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen in der kommunalen Politik berücksichtigt werden.

Sämtliche Verwaltungsbereiche sowie das Vereinsnetz von Martigny bemühen sich um ein gemeinsames Ziel: die systematische Verankerung von Kriterien, welche die Integration von Kindern und Jugendlichen stärken.

Fokus auf Partizipation

Seit März 2021 fördert die Stadt Martigny verstärkt die Beteiligung von Jugendlichen an Projekten, die sie direkt betreffen. Beispiele dafür sind das Jugendforum oder der gemeinschaftliche Aktionsplan Anime ton quartier (Belebe dein Quartier). Im Jahr 2022 nahmen 70 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren am Jugendforum teil. Sie nutzten die Plattform, sich frei zu äussern und Verbesserungsvorschläge zu machen. Das Treffen stärkte das Verständnis für die Herausforderungen, die Bedürfnisse und die Erwartungen dieser Bevölkerungsgruppe und baute gleichzeitig eine Brücke zwischen Politik und Jugend der Stadt.

Als Folge dieser Veranstaltung wurde die Jugend von Martigny (Jeunesse de Martigny) gegründet, ebenso wie die Gruppe Espace pour jeunes alternatif et participatif (EJAP) mit der Unterstützung des Freizeit- und Kulturzentrums von Martigny (CLCM). Die Initiative «Anime ton quartier» hat sich ausserdem zu einem generationenübergreifenden Projekt entwickelt, wobei insbesondere die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in jedem Quartier im Mittelpunkt steht. Im Herzen des Quartiers La Moya beispielsweise haben Jugendliche bei der Umgestaltung des Sportplatzes mitgewirkt. Sie haben den Stadtwerken von Martigny spezifische Anliegen zukommen lassen, zum Beispiel den Austausch des Basketballkorbs oder die Erneuerung eines Brunnens. Jugendliche sind auch Teil bestimmter kommunaler Kommissionen. Indem Martigny die Vorschläge der Jugendlichen anhört, kann die Stadt deren Erwartungen besser verstehen.

Synergien fördern

Bei den jüngeren Kindern war das Ziel, mit der Unterstützung von ihren Eltern eine umfassende Bildung zu fördern. Dieser Prozess hat die Schaffung von Synergien zwischen dem Kleinkinderverband Association de la petite enfance, der Mütter- und Väterberatung, der Fachstelle für Integration und weiteren Dienststellen der Stadt ermöglicht. Dieser Bereich ist weniger sektoral gegliedert und wurde deshalb von allen Akteurinnen und Akteuren der Stadt mitgetragen. Im Zentrum der Bemühungen stand jedoch vor allem der Zugang aller Kinder zu den Angeboten der familienergänzenden Betreuungseinrichtungen. So hat beispielsweise die Association de la petite enfance ein neues Konzept für die Aufnahme von Kindern mit einer Behinderung in ihren Einrichtungen erarbeitet.

Das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» hat damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteurinnen und Akteuren gestärkt sowie Synergien und sektorenübergreifende Kooperationen gefördert. Dieser strukturierte Vorgang ermöglicht es der Stadt, die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen ebenso wie die ihrer Eltern kontinuierlich zu verbessern. Die konsequente Umsetzung des Aktionsplans sensibilisiert alle Akteurinnen und Akteure für Kinder und Jugendliche und unterstützt die Umsetzung der Kinderrechtskonvention. Ausserdem wird so das Engagement der Stadt zur Förderung der Rechte von Kindern und Jugendlichen tagtäglich erlebbar.

Céline Roduit Arlettaz
Stadt Martigny
Sozialbeauftragte
Christelle Reynard
Stadt Martigny
Kommunikationsverantwortliche
Audrey Monbaron
Unicef Schweiz und Liechtenstein
Verantwortliche Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» Westschweiz