Die «Rheinliebe» hat eine trinationale Partnerschaft geschaffen
20 Gemeinden entlang des Rheins haben im Rahmen des IBA-Projekts «Rheinliebe» über 60 Massnahmen umgesetzt, um die Uferlandschaft als gemeinsames Natur- und Kulturgut aufzuwerten. Die beiden Schwesterstädte Rheinfelden berichten von der Bedeutung des Vorhabens für die Region und über ihre Erfahrungen bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Am Rhein spazieren gehen, Velo fahren oder im Fluss baden – solche Freizeitaktivitäten sind in der Dreiländerregion äusserst beliebt. Dem war nicht immer so. Denn lange galt der Rhein vor allem als Grenze, und seine Ufer waren nur teilweise zugänglich. Dank dem Projekt «Rheinliebe» im Rahmen der internationalen Bauausstellung IBA Basel 2020 ist am Flussabschnitt zwischen Bad Bellingen (D) und Kembs (F) bis nach Stein (CH) und Bad Säckingen (D) ein gemeinde- und länderübergreifendes Naherholungsgebiet entstanden, das sich bis 2030 zu einem Landschaftspark entwickeln soll. «Der Ausbau der Wander- und Velowege, die nachhaltige Gestaltung des Ufers, Flusszugänge und -ausblicke, neue Sitz- und Spielmöglichkeiten sowie Bootsanlegestellen haben den Rhein in einen vielfältigen Freizeit- und Naturraum verwandelt, der die drei Länder verbindet», berichtet Patrick Pauli, Abteilungsleiter Stadtgrün und Umwelt des Stadtbauamtes Rheinfelden (Baden, Deutschland).
«Eines der schönsten Projekte des ‹Rheinuferrundwegs extended›, des Leuchtturmprojekts der ‹Rheinliebe›, sind für mich der Aussichtsturm der Gemeinde Wehr und der beliebte Treffpunkt ‹Sunnebuggele› auf der Seite von Rheinfelden, Baden», erzählt Stephan Eglin, Projektleiter Hochbau des Stadtbauamts Rheinfelden, Schweiz. Letzterer ist ein Beispiel dafür, dass nicht nur neue Attraktionen geschaffen wurden, sondern auch bestehende Lokalitäten aufgewertet, in einen grenzüberschreitenden Gesamtzusammenhang gebracht und über einen Rundweg miteinander verbunden wurden.
Kooperation zwischen Gemeinden gefördert
«Das Projekt ‹Rheinliebe› hat die touristische Attraktivität der trinationalen Region gestärkt und die Kooperation zwischen den Gemeinden gefördert», konstatiert Pauli. «Insbesondere solche, die keine direkte Verbindung miteinander haben, konnten dank der ‹Rheinliebe›-Arbeitsgruppen-Treffen Kontakte knüpfen, die auch über das Projekt hinaus Früchte tragen werden.» Etwas anders sieht dies bei den beiden Rheinfelden aus: «Wir pflegen schon seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit, haben ein gemeinsames Stadtentwicklungskonzept und organisieren zusammen Veranstaltungen. Aber auch unsere Partnerschaft wurde noch intensiviert», so Eglin. Ähnliches gilt für Stein und Bad Säckingen.
«Die ‹Rheinliebe› hat den Tourismus in der Region und die Kooperation zwischen den Gemeinden gestärkt.»
Finanziert wurden die «Rheinliebe»-Projekte – auf deutscher Seite bis zu 70 Prozent und auf Schweizer Seite zu 30 Prozent – über das Interreg-Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein-(ABH-)V-Programm, das die länderübergreifende Zusammenarbeit in der Europäischen Union fördert. Einige der Schweizer Massnahmen konnten vom Agglomerationsprogramm Basel profitieren.
«Leider verzögerte die COVID-19-Pandemie die Umsetzung vieler ‹Rheinliebe›-Projekte etwas, gemeinsame Treffen konnten zeitweise nur als Videokonferenz stattfinden und, es war kein Fest zur Fertigstellung des ‹Rheinuferweges extended› möglich», weiss Pauli. Hinzu kommt, dass auf Schweizer Seite bei vielen Projekten noch die Gemeindeversammlungen zustimmen mussten. «Der geplante Rheinsteg, der als zusätzliche Fussgänger- und Velobrücke die beiden Rheinfelden verbinden sollte, scheiterte bei der Urnenabstimmung, weil sich die Material- und Baukosten durch die Pandemie sowie aufgrund der Folgen des Brückeneinsturzes in Genua deutlich erhöht hatten», erklärt Eglin.
Unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen
Auch die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in den drei Ländern erwiesen sich als Herausforderung. «Hierdurch war es fast nicht möglich, zeitgleich gemeinsam in einem Projekt voranzukommen», so Pauli. Einige Projekte wurden daher erst 2023 realisiert. «Während in Deutschland etwa nur bei guter Wasserqualität in Flüssen geschwommen werden darf, ist dies in Frankreich generell verboten. Und auch Picknick- oder Spielplätze an natürlichen Gewässern sind dort nur in Ausnahmefällen gestattet», erläutert Eglin.
«Die ‹Rheinliebe›-Gemeinden haben zugesichert, die vorhandenen Projekte weiterzuführen, zu erhalten und, soweit möglich, weitere Attraktionen und Wege zu schaffen», betont Patrick Pauli. In Rheinfelden, Schweiz etwa wird ab diesem Herbst das Inseli saniert, das einen beliebten Bade- und Verweilort der ‹Rheinliebe›-Strecke darstellt. «Bei einem kürzlichen Treffen einiger Projektpartner haben wir zudem darüber nachgedacht, die mit Abschluss der IBA Basel eingestellte Broschüre ‹Rheinfestival› als Newsletter wieder aufleben zu lassen», ergänzt Eglin. In diesem sollen alle Veranstaltungen dargestellt werden, die in Verbindung mit dem Rhein stehen und in der trinationalen Region stattfinden.
Der Verein Birsstadt hat den Wakkerpreis 2024 erhalten
Auch die zehn Gemeinden des Vereins Birsstadt zeigen, dass Herausforderungen im Metropolitanraum Basel besser durch gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit gelöst werden können. Der 2018 gegründete Verein schafft einen festen Rahmen zur Koordination der räumlichen Entwicklung im Birstal und hat den Mitgliedsgemeinden ermöglicht, sich gemeinsam ihre unkoordiniert gewachsene Agglomerationslandschaft zurückzuerobern: Der Natur- und Lebensraums an der Birs wurde aufgewertet, bedeutende Industrieareale wurden sorgfältig weiterentwickelt, und das reiche baukulturelle Erbe wurde gesichert. Dafür zeichnete der Schweizer Heimatschutz den Verein mit dem Wakkerpreis 2024 aus.