«Der Stromnetzverkauf hat uns stark beschäftigt»
Der Verkauf des gemeindeeigenen Stromnetzes, ein Generationenwechsel in der Verwaltung und die Einschulung ukrainischer Flüchtlingskinder: Nadja Hallauer, Gemeindepräsidentin von Hallau (SH), blickt auf ein bewegtes Jahr zurück.
«Zwei grosse Themen haben uns in Hallau im vergangenen Jahr beschäftigt: die Suche nach einem Nachfolger für unseren langjährigen Gemeindeschreiber und der Verkauf unseres Stromnetzes. Die Gemeinde Hallau war bezüglich Energie bisher ein Sonderfall im Kanton Schaffhausen, weil wir unser eigenes Stromnetz betrieben haben. Wir haben uns aber entschieden, dieses per 1. Januar 2023 an das Elektrizitätswerk Kanton Schaffhausen (EKS) zu verkaufen. Die Anforderungen an den Betrieb eines Stromnetzes haben in den letzten Jahren zugenommen und sind insbesondere für eine Milizbehörde zunehmend komplizierter, aufwendiger und anspruchsvoller geworden. Wir mussten daher teuer die Dienstleistungen von externen Fachleuten einkaufen. Der Verkauf des Stromnetzes hat die Gemeinde in den letzten Jahren stark beschäftigt und war eine emotionale Angelegenheit für die Bevölkerung. Als eine deutliche Mehrheit an der Gemeindeversammlung vom 18. August für den Verkauf stimmte, war dies ein historischer Moment – für mich auch verbunden mit Erleichterung.
Per Ende Jahr geht unser Gemeindeschreiber nach 37 Jahren Arbeit für die Gemeinde in Pension. Damit geht eine geballte Ladung Wissen verloren – wir nannten ihn jeweils scherzhaft das ‹Gemeindelexikon›. Ein solcher Wechsel birgt aber auch Chancen, und uns im Gemeinderat war klar, dass wir ihn sorgfältig und durchdacht angehen müssen. Wir haben uns entschieden, unsere Verwaltung nach dem Geschäftsleitermodell auszurichten, sodass die Gemeinderäte mittelfristig von der operativen Verantwortung entlastet werden. Dies verändert auch das Stellenprofil des Gemeindeschreibers. Der Fachkräftemangel hat es uns nicht leicht gemacht, jemanden für die Nachfolge zu finden. Dennoch konnte am 1. September der neue Verwaltungsleiter seine Stelle antreten. Er ist ein Quereinsteiger mit Führungserfahrung, und uns ist bewusst, dass wir genügend Zeit in die Einarbeitung investieren müssen.
Die globalen Krisen haben wir natürlich auch in Hallau gespürt. Der Ukrainekrieg betrifft uns und macht uns betroffen. Einige Hallauerinnen und Hallauer haben ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, wodurch in kürzester Zeit 14 Flüchtlingskinder – von Kindergarten bis Oberstufe – eingeschult wurden. Die Integration der Flüchtlingskinder stellte eine besondere Herausforderung dar. Durch die grossen Klassen mit vielen Schülerinnen und Schülern mit speziellen Bedürfnissen waren die Lehrpersonen sehr gefordert. Aber das gesamte Team, von der Schulleitung bis zu den Schulkindern, hat das sehr gut gemeistert.
«Wir alle waren sehr erleichtert über die Aufhebung der Coronamassnahmen. Dadurch konnte das ‹Räbhüslifest› in den Rebbergen endlich wieder durchgeführt werden.»
Das Jahr war aber auch geprägt von Freude: Wir alle waren sehr erleichtert über die Aufhebung der Coronamassnahmen. Dadurch konnte das ‹Räbhüslifest› in den Rebbergen endlich wieder durchgeführt werden. Und auch das Hallauer Herbstfest haben wir erstmals nach einer Pause wieder mit einem Umzug gefeiert. Das waren sehr schöne Momente.
Für mich persönlich ein Highlight war zudem das Treffen der Gemeindepräsidentinnen auf Einladung von Bundesrätin Simonetta Sommaruga in Bern. Den Austausch mit Kolleginnen aus der ganzen Schweiz empfand ich als sehr bereichernd.»