«Demokratie ist nicht selbstverständlich»
Am 15. September feiert die Schweiz den Tag der Demokratie. Carol Schafroth, Geschäftsführerin des Campus für Demokratie, erklärt, weshalb dieser Tag gerade für Gemeinden eine Chance ist.
Carol Schafroth, weshalb braucht es den Tag der Demokratie?
Carol Schafroth: Demokratie ist wertvoll und nicht selbstverständlich. Dies auch in einem Land wie der Schweiz, wo sie kulturell stark verankert ist. Sie muss gepflegt werden. Der Tag der Demokratie erinnert uns daran, was Demokratie ist und wie gewinnbringend es ist, in einer Demokratie zu leben; unterschiedliche Meinungen zu haben und Lösungen auszuhandeln. Er soll die Menschen motivieren, sich einzubringen.
Trotz der kulturellen Verankerung: Die Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen ist regelmässig tief. Was sind mögliche Mittel dagegen?
Eine ganz wichtige Aufgabe ist es, aufzuzeigen, dass die Menschen, die gewählt werden, anschliessend über wichtige Themen entscheiden können. Dafür fehlt oft das Verständnis. Zentral ist auch, dass die Menschen darin ausgebildet werden, sich eine Meinung bilden zu können. Ich verstehe Demokratie aber in einem weiteren Sinn, nämlich dahingehend, dass sich die Menschen in der Gesellschaft einbringen. Dies nicht nur bei politischen Geschäften, sondern zum Beispiel auch in der Nachbarschaftshilfe oder bei der Organisation von gesellschaftlichen Anlässen. Nicht jeder und jede ist dafür gemacht, Gemeinderat oder Gemeinderätin zu werden. Aber man kann auch anders zur Demokratie beitragen.
«Der Tag der Demokratie erinnert uns daran, wie gewinnbringend es ist, in einer Demokratie zu leben.»
Wie steht es um die politische Bildung in der Schweiz?
Politische Bildung ist im Lehrplan 21 verankert, und es gibt gute Lehrmittel, die Umsetzung ist aber unterschiedlich. Ich erlebe, dass teils ein grosser Respekt vor der politischen Bildung da ist. Es gibt allerdings drei einfache Grundsätze: Junge Menschen sollen nicht indoktriniert werden, aktuelle Debatten sollen aufgegriffen werden, und die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler sollen einbezogen werden. Letzteres bietet gerade für Gemeinden eine grosse Chance.
Inwiefern können sich die Gemeinden denn einbringen?
Vieles, was man in einer Gemeinde sieht und erlebt, wurde demokratisch ausgehandelt: zum Beispiel die Renovation eines Spielplatzes oder die Aufhebung von Parkplätzen. Gemeinden sind nahe an der Bevölkerung dran; die Partizipationsmöglichkeiten sind niederschwellig. Am Tag der Demokratie können die Gemeinden das sichtbar machen, zum Beispiel indem sie die Bevölkerung zum Apéro, zu einem Schwatz mit dem Gemeindepräsidenten oder der Gemeindepräsidentin oder zu einem Tag der offenen Tür einladen.
Tag der Demokratie am 15. September
Der internationale Tag der Demokratie wurde von der UNO 2007 ins Leben gerufen. Er findet alljährlich am 15. September statt. Dieses Jahr ruft der Campus für Demokratie, eine nationale Plattform für politische Bildung und Partizipation, zum zweiten Mal zu Aktionen zum Tag der Demokratie auf. Das können interne Anlässe in Schulen oder Gemeindeverwaltungen sein, aber auch öffentliche Anlässe, welche die Bevölkerung zum Mitmachen animieren und sensibilisieren. Der Campus für Demokratie hilft bei der Organisation, indem er Unterlagen zur Verfügung stellt oder Angebote wie Workshops über ihn gebucht werden können. Auch bietet die Plattform Beratungen für Interessierte an, die gerne eine Aktion zum Tag der Demokratie organisieren möchten. Der Schweizerische Gemeindeverband ist Mitglied der Begleitgruppe des Tags der Demokratie.
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