Das macht eine gute Gemeindehomepage aus
Die Webpräsenz von Gemeinden ist ein zentrales Kommunikationsmittel. Doch was macht eine gute Gemeindehomepage aus? Inputs und Tipps für einfach umsetzbare Verbesserungen.
Wer heute Informationen zu einer Gemeinde will, der oder die googelt – in 99 Prozent der Fälle. Deshalb ist der Webauftritt einer Gemeinde eine wichtige Visitenkarte. «Eine gute Gemeindehomepage kommuniziert wichtige Informationen, kann mittels Onlinedienstleistungen Verwaltungsprozesse vereinfachen und dient dem Standortmarketing», sagt Alexander Sollberger, Präsident des Vereins Myni Gmeind und Inhaber einer Softwarefirma. Er berät Gemeinden, die ihre Homepage verbessern möchten, und hat am Erfa-Stammtisch von Myni Gmeind im April verraten, was eine gute Homepage ausmacht.
Das eine ist die technische Seite: eine Website, die einwandfrei funktioniert. Dies kann heute mittels technischer Tools einfach überprüft werden. Das andere aber ist der Inhalt: Was will die Gemeinde mit ihrer Homepage erreichen? Wen möchte sie ansprechen? Und wie viel Zeit und Ressourcen hat sie zur Verfügung, um dies umzusetzen? Alex Sollberger stellt klar: «Wer keine Zeit, keine Ressourcen und auch keine Strategie für seine Homepage hat, der investiert am besten nicht weiter, sondern stellt lediglich sicher, dass die Homepage funktioniert.»
Von Google gefunden werden
Will aber eine Gemeinde mehr erreichen, so gibt es verschiedene Mittel. «Die meisten Menschen gelangen über Google auf eine Gemeindehomepage, deshalb ist es zentral, dass die Homepage von Google gefunden wird.» Dies geschieht in der Regel über Keywords: Jemand sucht zum Beispiel nach «Gemeinde Ligerz». Andere Personen suchen aber vielleicht nach einem Weindorf am Bielersee, also mit den Stichworten: «Weindorf Bielersee». Ist es einer Gemeinde wichtig, Besucherinnen und Besucher anzuziehen, die nach einem Weindorf am Bielersee suchen, so sollten sie auf ihrer Homepage auch Inhalte einbauen, die mit Wein und dem Bielersee zu tun haben – konkret eben die Keywords, nach denen die potenziellen Besucher suchen. So kann eine Gemeinde über ihre Homepage gezielt Standortmarketing betreiben.
Der Google-Algorithmus freut sich zudem über Verlinkungen: Je mehr Verlinkungen da sind, desto eher wird man gefunden. Die Beispielgemeinde könnte nun zum Beispiel Winzer oder Fischrestaurants auf ihrer Homepage verlinken und diese anfragen, die Gemeindehomepage ebenfalls zu verlinken. Wichtig ist, dass die Links funktionieren und nicht ins Leere führen – deshalb sollten sie regelmässig überprüft werden.
Klare Aufgabenverteilung
Die Inhalte einer Homepage lassen sich unterteilen in statischen und dynamischen Content. Sogenannt statischer Content sind Texte zur allgemeinen Information, die in der Regel über längere Zeit unverändert bleiben: Zum Beispiel ein Porträt der Gemeinde mit Zahlen und Fakten. Dynamischer Content hingegen wechselt regelmässig, zum Beispiel die Rubrik «Aktuelles» oder «Agenda». Wichtig auch hier: Es braucht etwas Text, nicht nur Verlinkungen, damit Google auf die Inhalte aufmerksam wird.
Alex Sollberger betont: Wichtig sei, dass die Aufgabenverteilung bezüglich der Homepage in der Gemeinde klar geregelt sei. Denn die Pflege der Inhalte braucht nicht nur Zeit, sondern auch Expertise und eine klare Strategie.
Auf Kundinnen und Kunden ausgerichtet
Eine solche Strategie hat die Gemeinde Aesch (BL). Sie hat vor zwei Jahren ihre Homepage neu gestaltet. «Zuvor hatten wir eher eine Verwaltungssicht, mit dem Redesign wollten wir die Homepage auf die Kundenoptik ausrichten», sagt Roman Cueni, Leiter der Gemeindeverwaltung. «Wir überlegten uns, welche Inhalte besonders wichtig sind für die Nutzerinnen und Nutzer der Homepage. Wir prüften unsere Strategie auch mit einem externen Partner, bevor die Inhalte live gingen.»
Es sei ein intensiver Prozess gewesen, erinnert sich Roman Cueni. Ein Mitarbeiter sei mehrere Wochen lang damit beschäftigt gewesen, die Inhalte zu erstellen, wozu er sämtliche Bereiche der Gemeindeverwaltung miteinbezog. Er erstellte ein Bewirtschaftungskonzept, das klar regelt, wer sich im laufenden Betrieb um welche Bereiche auf der Homepage kümmert und Aktualisierungen vornimmt. Die «Oberaufsicht» hat der Leiter Kommunikation, der prüft, ob die Inhalte kohärent mit der Strategie der Gemeinde sind und ins Gesamtkonzept passen.
Die Kommunikation der Gemeinde stützt sich neben der Homepage auch auf Social-Media-Kanäle und den digitalen Dorfplatz «Crossiety». – «Tools die sich alle ergänzen und unterschiedliche Nutzergruppen ansprechen und auch wieder zusammenbringen», wie Roman Cueni sagt. Eine Mediamatik-Lernende unterstützt die Gemeinde seit letztem Jahr in der Kommunikation. «Wir sind die erste Baselbieter Gemeinde, die auf eine Mediamatikerin setzt, und bisher sehr zufrieden mit dem Entscheid.» Die junge Frau helfe nicht nur in der Gestaltung von Social-Media-Beiträgen, der Homepage oder Medienmitteilungen, sondern kenne sich auch im technischen Bereich gut aus.
Der Effort von Aesch zahlt sich aus: Analysen zeigen, dass die Homepage bereits sehr gut über die Google-Suche gefunden wird. «Derzeit sind wir daran, weitere Keywords zu definieren», sagt Roman Cueni. «Zum Beispiel ist es uns wichtig, auf unser neues Trailcenter für Mountainbiker aufmerksam zu machen.»
Partizipativer Prozess
Die Stadt Uster ist derzeit daran, ihre Strategie für den Webauftritt zu überarbeiten. Sie zählt dabei auch auf Expertise aus der Bevölkerung und hat einen partizipativen Prozess ins Leben gerufen, bei dem Einwohnerinnen und Einwohner Wünsche für den künftigen Webauftritt einbringen können. «Die Website einer Gemeinde oder Stadt dient heutzutage mehr als nur zur reinen Informationsvermittlung. Sie bietet die Möglichkeit, Behördengänge effizient zu erledigen und mit der Verwaltung im Dialog zu bleiben», sagt Lucas Nicolussi, Chief Digital Officer (CDO) der Stadt Uster, dazu. «Das Projekt ‹Erneuerung von www.uster.ch› setzt sich deshalb allgemein mit den Fragen auseinander, wie Einwohnerinnen und Einwohner, Vereine oder Firmen von Uster mit der Stadt kommunizieren und welchen Stellenwert die digitalen Kanäle einnehmen sollen.»