Civic-Tech: eine Chance für Gemeinden
Mit digitalen Tools und Technologien können Gemeinden die politische Partizipation und die gesellschaftliche Teilhabe über einen weiteren Kanal fördern. Einwohnerinnen und Einwohner können beispielsweise online Ideen für ihr Quartier einbringen, die Gestaltung des Dorfplatzes mitbestimmen oder frühzeitig in die Ortsplanung einbezogen werden. Auch die politische Meinungsbildung oder der Austausch mit der Gemeindeverwaltung können dank der sogenannten Civic-Tech gefördert werden. Dabei ergänzen digitale Tools die traditionellen Formen, sich zu beteiligen. Welche Angebote haben sich in der Schweiz bewährt? Drei Beispiele, die begeistern, stellen wir Ihnen vor.
In Oberägeri (ZG) können Einwohnerinnen und Einwohner aktuell aktiv die Zukunft ihrer Gemeinde mitgestalten. Im Rahmen des Strategieprozesses der Einwohnergemeinde machen sich Interessierte zusammen mit dem Gemeinderat Gedanken zur Entwicklung und zum gesellschaftlichen Zusammenleben der Gemeinde. Der Austausch findet vor Ort und parallel auf einer digitalen Ideenwand statt. Online kann die Bevölkerung orts- und zeitunabhängig Rückmeldungen erfassen und Stellung zu Vorschlägen und Entwürfen beziehen.
Die Walliser Gemeinde St-Maurice hat 2021 einen neuen Kommunikationskanal in Form einer App eingeführt. Über die App «Citympact» sollen insbesondere junge Erwachsene unkompliziert mit der Gemeindeverwaltung in Kontakt treten. Nutzerinnen und Nutzer können sich über die digitale Plattform zu Gemeindeprojekten äussern und Ideen bewerten – beispielsweise zur Schulhausrenovation oder zur Neugestaltung der Hauptstrasse. Darüber hinaus können sie eine Petition unterzeichnen oder starten sowie ihre Meinung mit weiteren Interessierten teilen. Die Inputs werden über die Plattform direkt den zuständigen Verwaltungsmitarbeitenden weitergeleitet.
In der Region Frauenfeld haben gleich elf Gemeinden – Felben-Wellhausen, Frauenfeld, Gachnang, Herdern, Hüttlingen, Müllheim, Neunforn, Pfyn, Stettfurt, Uesslingen-Buch und Thundorf – zusammen ein gemeinsames Online-Angebot für Einwohnerinnen und Einwohner entwickelt. Die «Regio Frauenfeld-App», wie sich das Angebot nennt, ermöglicht der Bevölkerung den Austausch untereinander und mit der Politik. Zudem bietet die App Informationen zu lokalen Vereinen, Veranstaltungen oder Wandervorschläge.
«Initiative Behördenmitarbeitende tragen wesentlich dazu bei, dass digitale Lösungen auf Gemeindeebene bereitgestellt werden und für Einwohnerinnen und Einwohner Mehrwert bieten», so Peppino Giarritta, Beauftragter von Bund und Kantonen für die Digitale Verwaltung Schweiz (DVS). Der Austausch mit anderen Gemeinden mit Online-Angeboten, wie auch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, ist für die Ideenfindung sehr wertvoll: Deshalb engagiert sich die DVS als Partnerin der Civic-Tech-Konferenz des Dachverbandes Schweizer Jugendparlamente, die einmal pro Jahr in Bern stattfindet. Die Konferenz bietet den Akteuren im Bereich Civic-Tech sowie Interessierten aus Verwaltung und Politik eine unkomplizierte Austausch- und Networkingmöglichkeit.
Die DVS koordiniert, steuert und fördert die Digitalisierungsaktivitäten von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden, um die digitale Transformation über alle drei Staatsebenen hinweg rascher voranzubringen. Bund und Kantone sind gleichberechtigte Träger der DVS. Der Schweizerische Gemeindeverband und der Schweizerische Städteverband unterstützen die DVS als Partner. Die DVS fördert jährlich Projekte für neue, elektronische Kanäle zur Mitwirkung an Politik und Verwaltung: www.digitale-verwaltung-schweiz.ch
Der Digitalratgeber
Kaum eine Gemeinde kommt heute ums Thema Digitalisierung herum. Während manche schon weit fortgeschritten sind, stehen andere noch ganz am Anfang. Welche Frage zur Digitalisierung und zu E-Government beschäftigt Ihre Gemeinde? Schreiben Sie uns, und mit etwas Glück wird Ihre Frage in unserer Rubrik aufgenommen und von kompetenten Expertinnen und Experten beantwortet.
Erfassen Sie Ihre Frage direkt hier, oder nehmen Sie Kontakt mit uns auf: info@chgemeinden.ch
