Seniorinnen und Senioren sollen sich in Cham (ZG) wohlfühlen.

Alterspolitik Cham: integrierte Versorgung und sorgende Gemeinschaften

03.03.2024
3 | 2024

Gesellschaftliche und demografische Entwicklungen rücken die Lebenswelten der älteren Bevölkerung zunehmend in den Fokus von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Die Gemeinde Cham (ZG) hat ihre Altersstrategie mit dem «Kompass kommunale Alterspolitik» neu gestaltet – für ein Cham «zum Sein und Bleiben».

Cham ist eine städtische Gemeinde im Kanton Zug mit rund 17 700 Einwohnenden und einem Bevölkerungsanteil der Altersgruppe 65+ von 17 Prozent (Stand Ende 2023). Im Zuge der demografischen Entwicklungen wird der Anteil der älteren Bevölkerung zukünftig markant ansteigen. Der Gemeinderat von Cham erteilte im Mai 2021 den Auftrag zur Strategieentwicklung «Altern in Cham – Vision 2040», und im Sommer 2022 wurde die neue Altersstrategie verabschiedet. Grundlage für diesen Strategieentwicklungsprozess war eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, Pro Senectute Schweiz und Pro Senectute Kanton Zug. Mit dem «Kompass kommunale Alterspolitik» wurden verschiedene Analyseinstrumente angewendet und Entscheidungsgrundlagen für die Weiterentwicklung der Alterspolitik erarbeitet. Nachfolgend stellen die Verantwortlichen der Gemeinde Cham ausgewählte Elemente und Erkenntnisse aus dem Strategieprozess vor.

Dienstleistungen für die ältere Bevölkerung

Das erste Handlungsfeld fokussiert auf die Dienstleistungen für die ältere Bevölkerung in der Gemeinde. Die Angebote in Cham haben sich in den vergangenen zehn Jahren laufend weiterentwickelt und diversifiziert. Im Strategieentwicklungsprozess zeigte sich, dass bei sämtlichen Angeboten im Alters- und Gesundheitsbereich eine verstärkte Koordination und Kooperation mit den zentralen Akteurinnen und Akteuren in der Gemeinde und in der Region erforderlich sind. Vor diesem Hintergrund entschied die Gemeinde Cham, ihre Aktivitäten zur Koordination von ambulanten, intermediären und stationären Pflegedienstleistungen deutlich zu intensivieren. Dabei orientiert sich das Vorgehen auf der Fallebene und innerhalb des Netzwerks der Anbietenden am Modell der integrierten Versorgung. Übergeordnetes Ziel ist es, die Zahl der leicht pflegebedürftigen Menschen, die derzeit stationäre Pflegedienstleistungen in Anspruch nehmen, mittel- und langfristig zu reduzieren. Hierfür wird die Gemeinde ein Umsetzungskonzept erarbeiten.

Ein weiteres Entwicklungsfeld betrifft die Gemeinwesenarbeit. Seit 2013 setzt die Gemeinde Cham eine aktive Gemeinwesenarbeit (soziokulturelle Animation) im Gemeindegebiet um. Im Zuge der neuen Altersstrategie wird es zukünftig darum gehen, Nachbarschaftshilfen und die Freiwilligenarbeit in den Quartieren verstärkt mit der Gemeinwesenarbeit zu vernetzen. Dabei soll eine gemeinsame Kultur in den Quartieren aufgebaut und weiterentwickelt werden, die sich am Konzept der sorgenden Gemeinschaften orientiert. Weiter werden beispielsweise geeignete Begegnungsräume in den Quartieren für alle Generationen angestrebt, und öffentliche Räume wie Quartierstrassen und Plätze sollen als generationenverbindende Orte gestaltet werden. Zentrale Themen sind auch Workshops zur Sicherheit im öffentlichen Raum sowie zentrumsnahe Bewegungsrouten für alle Generationen.

Wohnsituation und Mitsprache

Im Zuge des Strategieentwicklungsprozesses zeichnete sich auch die Wohnsituation von älteren Menschen in der Gemeinde als ein zentrales Thema ab. Soll die Gemeinde auch für die ältere Bevölkerung ein lebenswerter Ort bleiben, wird künftig vermehrt bezahlbarer Wohnraum für ältere Menschen erforderlich sein. Vor diesem Hintergrund prüft die Gemeinde derzeit im Rahmen eines Umsetzungsprojektes, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um die Anzahl altersgerechter und bezahlbarer Wohnungen zu erhöhen.

Ein weiteres zentrales Ziel der Verantwortlichen in Cham ist die systematische Förderung des Einbezugs und der Mitsprache der älteren Bevölkerung bei der Gestaltung der kommunalen Alterspolitik. Dabei soll die bereits bestehende aktive Kultur des Einbezugs um weitere Elemente ergänzt werden. Im Kontext der kommunalen Sozialraumgestaltung wird beispielsweise die Durchführung von Quartierrundgängen mit Seniorinnen und Senioren geprüft, um die Gestaltung des öffentlichen Raums im Quartier aus Sicht der älteren Bevölkerung zu thematisieren und zu diskutieren.

Insgesamt verfolgen die Verantwortlichen der Gemeinde Cham mit der neuen Altersstrategie das Ziel, die Gemeinde als altersfreundlichen Ort zu gestalten, in dem die ältere Bevölkerung gerne lebt und bleibt. Die angestossenen Entwicklungen basieren auf einer Strategieprozessbegleitung durch die Hochschule Luzern sowie auf fundierten Entscheidungsgrundlagen, die mit dem «Kompass kommunale Alterspolitik» erarbeitet wurden.

Kompass kommunale Alterspolitik

Mit dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Kompass kommunale Alterspolitik» hat die Hochschule Luzern mit Pro Senectute Schweiz ein Prozessmodell entwickelt, das die Gemeinden bei der strategischen Planung ihrer Alterspolitik unterstützt. Der Kompass orientiert sich an fünf Handlungsfeldern der Alterspolitik und umfasst sechs Analysetools, die massgeschneidert angewendet werden können. Das Projekt wurde von Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung mitfinanziert.

Christine Blättler-Müller
Gemeinderätin Cham, Vorsteherin Soziales und Gesundheit
Fabienne Renfer
Fachperson Gemeinwesenarbeit und Projektleiterin «Entwicklung Altersstrategie»