Das AGOV-Log-in des Bundes funktioniert über eine App.

AGOV-Log-in des Bundes: neu auch für Kantone und Gemeinden

15.06.2024
6 | 2024

Seit 2024 steht das Behörden-Log-in des Bundes, AGOV, auch Kantonen und Gemeinden zur Verfügung. In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Zürich und Luzern ist es nun in Gebrauch. In Appenzell Ausserrhoden nutzen auch sämtliche Gemeinden das neue Identifikationstool. User können sich mit diesem identifizieren, um zum Beispiel eine Wohnsitzbestätigung online zu bestellen.

Manchmal geht bei der Digitalisierung von Behördendienstleistungen alles ganz schnell. Ein gutes Beispiel dafür ist AGOV, das Behörden-Log-in des Bundes. Am 1. Januar 2024 trat das Bundesgesetz über den Einsatz elektronischer Mittel zur Erfüllung von Behördenaufgaben (EMBAG) in Kraft. Dieses bildet die gesetzliche Grundlage, damit der Bund eigene Lösungen auch anderen Behörden, wie Gemeinden oder Kantonen, zur Verfügung stellen kann. Nur wenige Tage später begannen die Kantone Zürich und Appenzell Ausserrhoden sowie ihre Gemeinden, die Identifikationslösung AGOV des Bundes zu nutzen. Seit Kurzem ist diese ausserdem im Kanton Luzern in Gebrauch, weitere Kantone bereiten die Einführung vor.

Mit AGOV können sich Nutzerinnen und Nutzer von Onlinedienstleistungen identifizieren. Möchten Sie zum Beispiel eine Wohnsitzbestätigung von Ihrer Gemeinde erhalten, loggen Sie sich mit AGOV auf dem Behördenportal ein und wählen dort die gewünschte Dienstleistung aus. Anders als bei anderen Log-ins identifizieren sich die Nutzenden bei AGOV nicht mit Username und Passwort, sondern über eine App. Der Bund stellt dabei nur das Log-in zur Verfügung, das heisst die Identifikation der Nutzenden. Die Dienstleistungen wie eben das eigentliche Bestellen der Wohnsitzbestätigung kommen von Kantonen und Gemeinden. Der Vorteil: Letztere brauchen keine eigene Lösung, um die Identität der Nutzerinnen und Nutzer zu überprüfen.

Schlanker Prozess

«Der technische Prozess, um AGOV einzurichten, ist sehr schlank. Das dauert vielleicht zwei Minuten», sagt Titus Fleck. Er ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden für die Einführung von AGOV zuständig und Geschäftsleitungsmitglied und Bereichsleiter bei der AR Informatik AG. Während die Technik unkompliziert ist, nahm die Schaffung der organisatorischen und juristischen Rahmenbedingungen für die Einführung mehr Zeit in Anspruch. So müssen gewisse sicherheitstechnische Vorgaben eingehalten und es musste eine Verordnung angepasst werden.

«Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind mehrheitlich positiv.»

Titus Fleck, AR Informatik AG

Dass Appenzell Ausserrhoden einer der ersten Kantone ist, der AGOV einsetzt, sei ein glücklicher Zufall, sagt Titus Fleck. Der Kanton erarbeitete zusammen mit den Gemeinden ein neues E-Government-Fundament, das auch eine Identifikationslösung umfassen sollte. Gleichzeitig arbeitete der Bund daran, sein Log-in den Kantonen zugänglich zu machen. «Der Zeitpunkt war für uns perfekt», so Fleck. Derzeit können die Einwohnerinnen und Einwohner von Appenzell Ausserrhoden Wohnsitzbestätigungen, Heimatausweise sowie Handlungsfähigkeitsausweise online bestellen, die Steuern elektronisch deklarieren und online Einsicht in das Steuerkonto erhalten. Viele weitere Services sind aktuell im Aufbau, zum Beispiel der Betreibungsregisterauszug oder Strassenverkehrsamts-Dienstleistungen.

Gemeinden eingebunden

In Appenzell Ausserrhoden waren die Gemeinden von Anfang an in den Prozess eingebunden. Sie haben allerdings keine direkten Berührungspunkte mit dem Log-in. «Die Aufgabe der Gemeinden ist es, die Dienstleistungen von ihrer Seite zur Verfügung zu stellen. Um die technische Anbindung an AGOV kümmert sich der Kanton», erklärt Titus Fleck.

Dass Kanton und Gemeinden so eng zusammenarbeiten, ist nicht überall so, weiss Marcel Kessler von der Geschäftsstelle Digitale Verwaltung Schweiz (DVS). «Grundsätzlich ist es zwar möglich, dass einzelne Gemeinden unabhängig vom Kanton AGOV einführen», sagt Kessler. «Ziel ist es aber schon, das neue Log-in koordiniert mit Gemeinden und Kantonen zusammen einzuführen.» Das Projekt AGOV ist Teil der Agenda der DVS, und die Umsetzung und der Betrieb des Dienstes werden während der Projektphase (2024–2025) durch Mittel der DVS gedeckt.

«Ziel ist es, das neue Log-in koordiniert mit Gemeinden und Kantonen zusammen einzuführen.»

Marcel Kessler, Geschäftsstelle Digitale Verwaltung Schweiz

Zahlen entsprechen den Erwartungen

Sowohl Marcel Kessler als auch Titus Fleck sind zufrieden mit der Einführung von AGOV. «Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind mehrheitlich positiv», so Fleck. Klar gebe es auch kritische Stimmen, und gerade für ältere Personen könne das neue Log-in eine Herausforderung sein. Der Kanton hat eigens eine Anlaufstelle für Fragen rund um Onlinedienstleistungen eingerichtet und arbeitet auch mit Pro Senectute zusammen.

Marcel Kessler hat aus den beteiligten Kantonen ebenfalls gute bis sehr gute Rückmeldungen erhalten. Bis Ende April wurden knapp 160 000 Accounts in den drei beteiligten Kantonen angelegt, die meisten davon im bevölkerungsreichen Kanton Zürich. «Das entspricht den Erwartungen», sagt Kessler. In Appenzell Ausserrhoden gibt es derzeit mehr als 10 000 Userinnen und User, wöchentlich werden rund 3500 Log-ins gezählt.

E-ID und AGOV

Was passiert mit AGOV, wenn die E-ID kommt? Marcel Kessler von der Geschäftsstelle Digitale Verwaltung Schweiz sagt, dass Personen, die über eine E-ID verfügen, sich bei Behörden direkt mit dieser einloggen können und die AGOV-access-App nicht mehr benötigen. Personen, die keine E-ID wollen oder nicht berechtigt sind, eine zu beantragen, können sich auch dann weiterhin mit AGOV bei Behörden einloggen.