Die beiden fiktiven Figuren Franz und Vroni verkörpern die Ziele des Vereins Altersnetzwerk Region Gantrisch.

Älterwerden in der Region Gantrisch – mit Franz und Vroni

16.06.2022
6 | 2022

Ältere Menschen sollen möglichst lange selbstständig zu Hause leben können und deshalb gut über Unterstützungsangebote informiert sein. Dafür setzt sich der Verein Altersnetzwerk Region Gantrisch ein, der am Programm Socius 2 der Age-Stiftung teilnimmt. Eingesetzt werden dabei auch die fiktiven Leitfiguren Franz und Vroni.

Franz und Vroni wissen, was es bedeutet, älter zu werden, und wo es die passende Hilfe gibt. Die beiden fiktiven Figuren verkörpern somit die Ziele des Vereins Altersnetzwerk Region Gantrisch. Seniorinnen und Senioren möchten sich nach ihrer Pensionierung freiwillig engagieren oder suchen Freizeitaktivitäten. Mit zunehmendem Alter brauchen sie vielleicht Unterstützung und Pflege zu Hause oder überlegen sich, in ein Alters- und Pflegeheim einzutreten. Auf der diesen Frühling aufgeschalteten Website des Vereins Altersnetzwerk Region Gantrisch werden Franz und Vroni ab Herbst 2022 zeigen, wo ältere Menschen das passende Angebot finden.

Ratsuchende können sich jedoch auch an eine reale Person wenden. Die Altersbeauftragte des Vereins, Lisa Loretan, beantwortet bereits jetzt Fragen am Telefon oder berät ältere Menschen und ihre Angehörigen persönlich. Damit die Seniorinnen und Senioren in der weitläufigen Gantrischregion gut informiert sind, braucht es sowohl digitale Kanäle wie auch persönliche Kontakte zu Menschen vor Ort. Im Moment baut der Verein deshalb ein Netz an Kontaktpersonen auf, über das Informationen verbreitet werden und umgekehrt Anliegen von älteren Menschen bei der Altersbeauftragten eintreffen.

Zehn ländliche Gemeinden gemeinsam

Doch wer steckt hinter dem 2020 gegründeten Verein Altersnetzwerk Region Gantrisch? Es sind die zehn Berner Gemeinden Guggisberg, Kaufdorf, Thurnen, Niedermuhlern, Riggisberg, Rüeggisberg, Rüschegg, Schwarzenburg, Toffen und Wald, die alle zum Naturpark Gantrisch gehören. Für alle war klar: Das gemeinsam erarbeitete Altersleitbild darf nicht in der Schublade verschwinden, wir wollen dafür sorgen, dass ältere Menschen die passende Unterstützung erhalten und sich an der Gesellschaft beteiligen können.

Andrea Spring, Co-Präsidentin des Vereins, betont: «Uns war es wichtig, Dienstleister im Altersbereich wie Pflegeinstitutionen, Spitexorganisationen, Kirchen und Vereine miteinzubeziehen und den Seniorinnen und Senioren selbst eine Stimme zu geben. Deshalb entschieden wir uns, einen Verein zu gründen.» Die Gemeinden leisten einen Förderbeitrag von maximal vier Franken pro Person, Kollektivmitglieder können ihren Beitrag selbst bestimmen, und Einzelmitglieder bezahlen zwanzig Franken. Eine Mitgliedschaft soll für alle möglich sein.

Wie gelingt es, dass zehn ländliche Gemeinden unterschiedlicher Grösse Ja sagen zu einer gemeinsamen Alterspolitik und sich in einem Verein zusammenschliessen? Regionale Zusammenarbeit muss wachsen. Die zuständigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte kannten sich von Sitzungen der Vorgängerorganisation, der Alterskonferenz, und entwickelten gemeinsam ein Bewusstsein für die Herausforderungen des demografischen Wandels. Mit dem regionalen Altersleitbild legten die Gemeinden danach ein stabiles Fundament. In einem partizipativen Prozess konnten sich verschiedene Akteure und Einzelpersonen einbringen. Das Resultat war ein breit abgestütztes Grundlagenpapier mit einer gemeinsamen Vision: Seniorinnen und Senioren kennen die für sie relevanten Angebote und sind Teil von tragenden sozialen Netzwerken.

Auch Freiwillige einbinden

Die Aufnahme in das Programm Socius 2 der Age-Stiftung kam gerade im richtigen Moment und verlieh der Gantrischregion den nötigen Schwung, um das Leitbild umzusetzen. Im Austausch mit anderen Teilnehmenden des Programms erkannte die Projektleitung, dass es handlungsfähige Strukturen braucht, um einer Vision näherzukommen.

Innerhalb des Budgets handelt der Verein heute selbstständig. Die Altersbeauftragte ist in der ganzen Region unterwegs. Regelmässig ist sie im «Generationehuus» in Schwarzenburg anzutreffen. In diesem lebendigen neuen Haus mit Kita, Bistro, Jugendarbeit und Co-Working-Arbeitsplätzen begegnen sich Menschen aus verschiedenen Altersgruppen auf spontane Weise. Lisa Loretan freut sich etwa auf ein gemeinsames Projekt mit der Jugendarbeit. Dabei geht es um die Veränderung der Sprache. Verstehen sich Jung und Alt überhaupt noch?

Das Altersnetzwerk ist gut unterwegs und zählt auch Kirchgemeinden, Institutionen und Einzelpersonen zu seinen Mitgliedern. Kürzlich konnte der Verein den Gantrisch-Innovationspreis entgegennehmen. Es gibt jedoch noch viele Fragen: Wie können wir einsame Menschen in abgelegenen Weilern erreichen? Wie finden wir genügend Freiwillige, die Seniorinnen und Senioren im Alltag unterstützen möchten? Unter welchen Umständen sind ältere Menschen bereit, Hilfe anzunehmen? Kurz: Wie gelingt es uns, in der Gantrischregion eine sorgende Gemeinschaft aufzubauen? Wir sind zuversichtlich, dass Franz und Vroni ihren Beitrag dazu leisten werden.

Das Programm Socius in Kürze

Die Age-Stiftung führt zum zweiten Mal das Programm «Socius – wenn Älterwerden Hilfe braucht» durch. Socius 2 dauert von 2020 bis 2023. Es will einen Beitrag leisten zur Frage, wie Gemeinden und Regionen ein Unterstützungssystem für autonom lebende hochaltrige Menschen aufbauen können. Das Programm verfolgt drei Ziele: 

Gute Beispiele umsetzen: Zehn Projekte in Gemeinden und Regionen werden fachlich und finanziell dabei unterstützt, ein bedürfnisorientiertes Unterstützungssystem zu errichten. 

Wissen generieren: In regelmässigen Treffen tauschen sich die Programmteilnehmenden über ihre Erfahrungen aus, eine Untersuchung begleitet das Programm. 

Bewusstsein schaffen: Das Programm ermöglicht es, Fachwissen für Prozesse und Vernetzung rund um Altersfragen zu generieren. Es sorgt dafür, dass dieses Wissen breiten Kreisen zukommt.  

Kathrin Sauter
Gemeinderätin in Schwarzenburg, Vorstandsmitglied Verein Altersnetzwerk Region Gantrisch

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