Adieu, Monsieur Schweizer Gemeinde
Der Politologe Andreas Ladner ist am 7. Februar überraschend verstorben. Er hat die Forschung zu den politischen Institutionen und insbesondere zu den Schweizer Gemeinden in den letzten Jahren massgeblich geprägt.
Die Gemeinden und Andreas Ladner – das sind 30 Jahre Forschung und Förderung, über akademische Arbeiten und Mandate bis hin zur Lehrtätigkeit. Bereits seine Doktorarbeit an der Universität Zürich widmete sich dem Thema. Während seiner Zeit an der Universität Bern stellte der Politologe sogar ein Dossier zusammen, um Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds für die Gründung eines nationalen Forschungsschwerpunkts zum Thema Föderalismus zu erhalten. Obwohl ein anderes Projekt schliesslich vorgezogen wurde, zeigt die Anfrage Andreas Ladners langjähriges Engagement für die Schweizer Institutionen.
Er arbeitete anschliessend ab 2006 beim Institut für öffentliche Verwaltung (IDHEAP) der Universität Lausanne und übernahm 2016 dessen Leitung. Bald wurde er dort zu einem anerkannten Wissenschaftler, der die Westschweizer Perspektive mit seinen detaillierten Kenntnissen der Deutschschweiz verband. Er kombinierte «das Beste aus beiden Welten», wie es der derzeitige Direktor des IDHEAP, Nils Soguel, beschreibt.
Andreas Ladner war ein über die Grenzen der Schweiz hinaus anerkannter Experte, insbesondere dank seiner Arbeit zur lokalen Autonomie – einer Studie, die den Grad der Dezentralisierung in 57 Ländern misst. Er war überdies ein gefragter Interviewpartner für die Medien, der Wahlen und Volksabstimmungen scharfsinnig kommentierte.
Seine Forschungsarbeit hat «die akademische Landschaft zu den Schweizer Institutionen tiefgreifend geprägt», wobei die Gemeinden sehr häufig im Mittelpunkt seiner Arbeit standen. Eine seiner sinnbildlichen Forschungsarbeiten ist das Schweizer Gemeindemonitoring. Diese Studie wurde seit 1988 in mehreren Erhebungswellen durchgeführt und verfolgt die Entwicklung der Gemeinden im Laufe der Zeit. Sie ist laut Alexander Bastianen von der IDHEAP «eine beeindruckende Datenbasis». Letzterer betont die Verbundenheit zahlreicher Gemeinden mit dieser Umfrage, die trotz einem 18-seitigen Fragebogens stets eine hohe Teilnahmequote aufwies. Diese Untersuchung stelle «einen Wendepunkt» in der Forschung über die kommunale Ebene dar, da sie «die positiven Auswirkungen der kommunalen Autonomie» hervorhebe.
Nicht zuletzt haben Andreas Ladners pädagogische Qualitäten mehrere Generationen von Studierenden geprägt. Nils Soguel erinnert sich, wie es «die genaue Kenntnis des Terrains» dem Politologen ermöglichte, auf den ersten Blick trockene Konzepte zu veranschaulichen, indem er sie mit einer Prise Humor versah – immer im Dienste des Lernens.
Mit seinem Tod verschwindet eine der zentralen Figuren der Schweizer Politologie.
Merci, Andreas.